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E. Högg, Hauptlehrer an der gewerbl. Fortbildungschule zu Heil-
bronn. 1. Liefg. Ebenda.
Diese beiden, durch die kgl. württembergischen Centralbehörden für Gewerbe und
Handel veranstalteten Publicationen gehen von dem praktischen Gedanken aus, den Schü-
lern von Fortbildungsschulen, an welchen Styllehre als eigenes Fach nicht vorgetragen
wird, durch das Copiren charakteristischer Erzeugnisse der Haupt-Stylperioden eine Vor-
stellung von dem Charakter der letzteren zu geben; ebenso ist es zu billigen, dass vor-
nehmlich Gegenstände ausgewählt werden, welche unmittelbar oder doch ohne wesent-
liche Veränderung sich auch den Bedürfnissen der Gegenwart anpassen lassen. Dem
praktischen Zwecke entspricht die Darstellung in geometrischen Ansichten und bei dem
Möbelwerk die Beigabe von Detailblattern, der entsprechend die Abwickelung der Orna-
mente der Goldgefässe etc. wenigstens in mehreren Fallen zu wünschen wäre. ln der
Glöcklefschen Publication, welche fünf Serien annimmt: Romanisches, Gothisches, Re-
naissance, Arbeiten des XVlll. Jahrh., Modernes mit oder ohne Benutzung anderer Styl-
arten, scheint die (styllose) Gegenwart (3 Blätter auf 7 aus allen früheren Perioden) doch
über Gebühr bevorzugt und würde, schon da das Werk auch für Decorateure etc. be-
stimmt ist, der Orient mindestens einige Berücksichtigung verdienen.
G efä sse d er deutsch en R enai ssance (Punzenarbeiten), herausge-
geben vom bairischen Gewerbemuseum in Nürnberg. Titel, Vorwort
und 9 Heliographien. Nürnberg, Verlag der Friedr. Korn'schen Buch-
handlung, 1878. Fol.
Der Verfasser des Vorwortes dieses Werkes, Dr. O. v. Schorn, bezeichnet dasselbe
als eine Fortsetzung der Publication, welche das Oesterr. Museum 1876 im Auftrage des
k. k. Handelsministeriums herausgegeben hat. Wir acceptiren gerne diese Bezeichnung,
um so lieber, als dieselbe zugleich eine Anerkennung der hiesigen Leistung in sich
schliesst. Den vom Oesterr. Museum publicirten 16 Blättern reihen sich nun in dem oben
genannten Hefte neun trelfliche, in der Berliner Staatsdruckerei ausgeführte Heliographien
nach Vorlagen für Punzenarbeiten an, gleichfalls aus der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts. Dieselben vertheilen sich auf eine Flasche, zwei Henkelkännchen mit Deckeln,
zwei Doppelpokale, drei Deckelpokale und einen cylinderformigen Humpen, alle von
reichster ornamentaler Ausstattung und für die Ausführung in getriebener Arbeit bestimmt.
Bezüglich des Styles und des Meisters stimmt also der Herausgeber; ganz mit der An-
schauung des Herrn Franz Schestag überein. Einen werthvollen Beitrag zur Geschichte
der Punzenarbeiten überhaupt liefert er in der Erwähnung zweier im Besitze des Magi-
strates von Wirtenberg befindlichen vergoldeten Kupferplatten mit den gepunzten Bild-
nissen Johann Friedrichs von Sachsen (1555) und Martin Luthers (1549). Beide waren
nach den lnschriften zu urtheilen, entschieden nicht für Vervielfältigung durch Abdruck
bestimmt und sind nach dem Monogramme J. K. gewiss Arbeiten des sächsischen Gold-
schmiedes und Kupferstechers Johann Kellerdaller.
Le Tresor artistique de la France, ouvrage publie sous la direction
de M. Paul Dalloz, avec planches photochromiques de M. Leon Vidal.
Paris, quai Voltaire. Livr. l-lll. Fol.
Man könnte fast sagen, wie seinerzeit nach dem Steine der Weisen oder dem Per-
petuum mobile, so wurde in unseren Tagen auf dem Gebiete der Photographie nach
einem Verfahren geforscht, um Lichtbilder gleich mit den natürlichen Farben des Gegen-
standes zu erzeugen. Bereits glaubte man einige Male der Entdeckung recht nahe ge-
kommen zu sein. Herr E. Becquerel brachte in der That bereits solche farbige Bilder
unmittelbar aus seinem photographischen Apparate hervor, aber nach einiger Zeit ver-
blassten wieder Farbe und Bild. Herr Vidal in Paris und wie jüngst ein Bericht in der
Photographischen Gesellschaft in Wien mittheilte, Herr Albert in München setzten die
Versuche unermüdlich fort 11nd erfreuen sich nun wirklich überraschender Erfolge. Wir
sprechen diesmal blos von den Leistungen VidaPs, wie sie uns in dem oben genannten
Werke vorliegen. Diese Aufnahmen von Kunstgegenstanden aus der Galerie d'Apollon
im Louvre übertreffen in der That Alles, was bisher in mechanischen Reproductionen ge-
leistet wurde, an Glanz des Metalles in Gold- und Silberfarbe, an der Durchsichtigkeil
der Emails und dem Relief der Stickerei oder getriebener Arbeit. Man vergleiche darauf-
hin die Abbildungen vom Helme und Schilde Heinrichs ll., vorn Scepter Karls d. Gr. oder
der Cassette Ludwigs des Heiligen, die Kanne Karls V. u. s. w. Vidalhennt sein Ver-
fahren i-Photochromieu und dasselbe ist wohl am einfachsten und doch zutreffend dadurch
zu erklären, dass wir es mit der bekannten Chromolithographie in Vergleich setzen. Aber
die einzelnen Farbentüne und Farbenplatten, die bei der Lithographie von der Hand, also