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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 153)

alle; Art; die Geschäftslage ist nirgendwo glänzend, und dann ist, wie 
gesagt, die Ausstellung selbst verfrüht, und das Programm, das eine 
Eliteausstellung verlangte, fast bei keiner Nation eingehalten 
worden. 
Die Fortschritte auf dem Gebiete der menschlichen Arbeitsleistungen 
sind nicht so colossal, dass es gerechtfertigt gewesen wäre, um ihrethalben 
eine Weltausstellung hervorzurufen. Man sieht daher überall diesmal viel 
Bekanntes, relativ wenig Neues, und ist daher sehr schnell ernüchtert. 
Man muss sehr aufmerksam und ein Fachmann sein, um aus der Unmasse 
des bereits Bekannten, das Neue herauszufinden; und unter dem Neuen 
sieht man relativ wenig wirklich Bewundernswerthes. Die Franzosen haben 
von ihrem particularen Gesichtspunkte wohl recht gehabt, eine Weltaus- 
stellung in Scene zu setzen. Sie hatten ein ganz begreifliches Interesse, 
die civilisirte Welt im Jahre 1878 nach Paris einzuladen. Sie wollten 
nach beispiellosen Niederlagen, und nach den Stürmen des Aufstandes der 
Commune der Welt das Bild einer ungebrochenen geistigen und wirth- 
schaftlichen Arbeitskraft zeigen. Diesen Zweck haben sie vollständig 
erreicht. Der erste Mai hat sie von einem moralischen Drucke befreit; sie 
sehen sich der Welt gegenüber nicht mehr als Besiegte sondern als Sieger, 
und betreten mit gehobener Stimmung die Räume am Marsfelde. Alles 
ist ihnen auch dafür dankbar, dass sie in einer kriegsschwangeren Zeit 
ein Friedensfest für alle Welt veranstaltet haben. Aus diesem Grunde 
haben alle Staaten gerne der französischen Einladung Folge geleistet, auch 
jene, welche gewünscht hatten, dass die Weltausstellung erst im Jahre 1880 
oder 1885 veranstaltet worden wäre. Es gibt nirgendwo so viel Neues 
zu verzeichnen, um jetzt schon eine Weltausstellung als berechtigt er- 
scheinen zu lassen. Wir begegnen daher, wie gesagt, diesmal weit mehr 
alten Bekannten, als es uns erwünscht ist. Ueberrascht hat nur Japan, 
welches Eurcpa's Industrien eine grosse Concurrenz bereitet, und noch 
in der Zukunft bereiten wird, und England durch seine solide und würde- 
volle Art der Ausstellung. In Oesterreich tritt ein namhafter Fortschritt 
auf dem Felde der Geschmacksbewegung zu Tage. Es ist Niemand, der 
dies bestreitet, und es sind vor Allem die Franzosen, welche dies an- 
erkennen. In allen anderen Staaten hingegen finden wir im Ganzen und 
Grossen den Status quo ante. 
Die französische Commission, welche das Programm für die Ausstel- 
lung zu formuliren hatte, mochte es gefühlt haben, dass es sachlich nicht 
ganz gerechtfertigt war, die ganze Welt zu dem Feste einer Weltaus- 
stellung einzuladen, und stellte daher den Grundsatz auf, es solle diesmal 
eine Eliteausstellung veranstaltet werden. Es sollte nämlich nur das- 
jenige zur Geltung kommen, was an und für sich ausgezeichnet, einen 
wirklichen Fortschritt repräsentirt und in der Zeit zwischen der letzten 
Pariser Weltausstellung und 1878 geschaffen wurde. Nicht durch die Masse 
des Auszustellenden sollte die civilisatorische Mission der Weltausstellung
	        
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