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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1888 / 4)

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Kunstgewerbe mit großen Aufgaben bescixatugen und voran geht wieder die auf dem 
Höhepunkt ihrer Machtfülle und Herrlichkeit stehende Kirche. Der auch weiter ton- 
angebenden Goldschmiedekunst treten nun andere Kunstzweige, die Kunstwcberei und 
-Stickerei, die Glasmalerei und die Holzschnitzerei zur Seite, bedeutsame kunsttechnische 
Wandlungen vollziehen sich, wie der Uebergang von der Anwendung des Emails auf 
Gold zu dem Ernail auf Kupfer, die Ausbildung des Grubenschmelzes bei den Deut- 
schen, und diese Art der Schmelzkunst hat ihren Hauptsitz, ihre Blüthe in den Rhein- 
landen - wo sie schon einmal zur Zeit der Rornerherrschaft geübt wurde - in Kbln 
und Trier, in Aachen und Siegburg; die herrlichen Reliquienschreine in Aachen, Köln, 
Deutz, Siegburg, Xanten, in Kaiserswerth u. a. O. geboren zu den großartigsten 
Schöpfungen des deutschen Kunstgewerbes. Häufiger wendet sich nun auch in dieser 
Epoche die Kleinkunst der Bronze zu und vielerlei Gerathe zu kirchlichem und welt- 
licbem Gebrauche entstehen, oft in gar absonderlichen Gestalten und Formen. Neben 
der Bronze findet nun auch das Eisen zu Beschlägen und Thürbindern künstlerische 
Verarbeitung und auf mannigfache Weise kommt das Holzmbbel zur Ausbildung. Um 
die Wende des Jahrtausends ersteht in Tegernsee, gleichzeitig mit der franzosischen, die 
deutsche Glasmalerei, deren älteste Denkmale wir in dem romanischen Theile des Augs- 
burger Domes besitzen, Von den Werken der ältesten deutschen Kunstweberei ist wenig 
auf uns gekommen, einiges findet sich in den Dornkirchen zu Halberstadt und Quedline 
burg; mehr ist erhalten von den Stickereien dieser Periode, wie der ungarische Krö- 
nungsmantel aus dem elften Jahrhundert im Kronschatze zu Ofen, einige Gewänder in 
München und Bamberg, die Ornate von Goss und St. Blasien (St. Paul) u. s. f. 
Dass in dem Buche auch die in Oesterreich befindlichen hiehergehorigen Schatze 
gebührend gewürdigt werden, ist schon bei der hohen kunstgeschichtlichen Bedeutung, 
welche vielen unserer heimischen Denkmale innewohnt, selbstverständlich. Einzelne der- 
selben finden auch auf den dem Werke beigegebenen Tafeln getreue artistische Dar- 
stellung, wie in den bisher erschienenen zwei Heften der Tassilokelch, der romanische 
Speisekelch aus dem Stifte Wilten, die Kusstafel aus St. Paul und ein Buchdeckel aus 
geschnittenem Leder mit drei NürnbergerGeschlechterwappen aus der Wiener Hofbibliothek. 
Der Tassilokelch ist hier überhaupt zum ersten Male in künstlerisch vollendeter Weise 
farbig reproducirt. Neben den Tafeln begleitet aber noch eine ganze Reihe der treff- 
lichsten, durchaus neu hergestellten Illustrationen Falke's geschichtlichen Text, der für 
die Buchmalerei wie für die Holzschnitzerei, die_Erz- und Elfenbeinplastik in den anderen 
Theilen des Werkes seine natürliche Fortsetzung findet und alles zusammengefasst, ist 
es wohl gerechtfertigt zu sagen, dass Herausgeber und Verleger bei ihrem Unternehmen 
von dem feststehenden Grundsatze ausgingen, dass nur das Beste gerade gut genug sei 
für ein Werk wie das hier angezeigte, das berufen ist, weiten Kreisen verlässliche Kunde 
zu geben von den geschichtlichen Wandlungen und den Schöpfungen des deutschen 
Kunst- und Kunstgewerhelleißes der Vergangenheit. R-r. 
lli 
Quellen zur Geschichte der Bewaffnung, Ausrüstung und Adjustirung des 
lt. k. Heeres. Herausg. vom Curatorium des k. k. Heeresmuseums. 
Wien, Ad. Holzhausen, 1888. 8". 58 S. (Satz-, Druclt- u. Illustrations- 
proben.) 
Das mit Anschluss an bestandene Sammlungen neu errichtete k. k. Heeresmuseutn 
im k. k. Arsenale zu Wien, welches der Initiative Sr. kais. Hoheit des Erzherzogs 
Wilhelm, sowie der Liberalitat des durchl. Kronprinzen Rudolf und des Feldmar- 
schalls Erzherzog Albrecht seine Entstehung verdankt, folgt mit dieser Publication 
einem gesunden Zuge unserer Zeit. Bis auf dieselbe waren die Museen ruhende Samm- 
lungen, heute sind sie Arbeitsstätten und dienen der Kunst und de'r Wissenschaft. Den 
letzteren, denen, welche zugleich der Wissenschaft dienen wollen, schließt sich das 
k. k. Heeresrnusetzm an. Es begnügt sich nicht, blos die Gegenstände zu sammeln und 
zu ordnen, welche innerhalb seines ihm bestimmten Bereiches liegen, es will zugleich 
die Kenntniss, die Wissenschaft von diesen Dingen herausarbeiten und verbreiten. Zu 
diesem Zwecke veröffentlicht dasselbe die oben angeführte Schrift, von welcher uns 
in einem Hefte -Sutz-, Druck- und lllustrationsprobcnu vorliegen. Das Heeresmuseum, 
die Waifensammlungen des Kaiserhauses fortsetzend, umfasst den Zeitraum von 1618, 
als dem Zeitpunkte, von wo die ersten noch bestehenden Regimenter datiren, bis zur 
Gegenwart. Die nQuellenu aber beschränken den Zeitraum, indem sie erst mit Kaiser 
Leopold beginnen, als smit dem Zeitpunkte der allmäligen Einführung einer gleich- 
formigen Bekleidung und Ausrüstung des k. k. Heeres nach Waffengattungen-t. Sie be- 
schränken ferner ihr Material sachlich insoferne, als nur -die handschriftlichen und bild- 
Iichen Quellen über die tragbaren Waffen und Ausrüstungsgegenstände Aufnahme findent. 
6.
	        
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