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"Als Luca nach Beendigung der Arbeit an der Sacristeithür be-
rechnete, was er gewonnen und welche Zeit er aufgewendet hatte, er-
kannte er, dass ihm wenig blieb und seine Mühe groß gewesen war;
deshalb beschloss er, keine Marmor- und Bronzewerke mehr zu verfertigen,
sondern zu trachten, ob er nicht auf anderem Wege reichlicheren Lohn
ernten könne. Er sah, dass in Erde zu arbeiten sehr leicht war und keine
Anstrengung kostete; dass nur ein Mittel zu finden noth that, was dieser
Art von Werken Dauer zu geben vermöchte. Er sann daher unermüdet
nach, wie man sie gegen die Zerstörung der Zeit schützen könne, bis er
durch vielfach angestellte Versuche entdeckte, ein glacirter Ueberzug
(coperta dünvetriato) von Zinn, Glätte, Antimonium und anderen Mineralien
und Mischungen, in einem dazu geeigneten Schmelzofen zubereitet, er-
fülle diesen Zweck vollkommen und gebe den Thonarbeiten eine fast
ewige Dauer. Dieses Verfahren, für welches er als Erfinder großes Lob
erntete, gab ihm ein Recht auf den Dank aller kommenden Zeiten. Als
Luca hierin seine Absicht erreicht sah, wollte er, sein erstes Werk der
Art sollte die Verzierung des Bogens über der Bronzethür sein, die er
unter der Orgel in S. Maria del Fiore für die Sacristei verfertigt hatte;
deshalb stellte er dort eine Auferstehung Christi dar, für jene Zeit so
schön, dass sie als etwas fürwabr Seltenes von Jedermann bewundert
wurde. Die Kirchenvorsteher, welche dies sahen, wünschten, der Bogen
über der Thüre der anderen Sacristei, woselbst Donatello die Balustrade
um die Orgel gearbeitet hatte, möge von Luca in derselben Weise mit
ähnlichen Figuren und Zierrathen von gebrannter Erde ausgeführt werden
- und dieser arbeitete daselbst sehr schön die Himmelfahrt Christin:
Nun berichtet Vasari weiter, wie Luca seine Technik vervollkommnet
und Mittel gefunden habe, seinen Thonwerken Farbe zu geben, was deren
Wirkung wesentlich erhöhte. "So verbreitete sich denn der Ruf seiner
Werke bald durch Italien, ja durch ganz Europa, und es war ein solch'
Begehren darnach, dass die florentinischen Kaufleute, sehr zu seinem
Vortheile, ihm immer neue Bestellungen gaben und diese Werke überall
in der Welt umhersandtenx
So viel ist vor Allem sichergestellt, dass Luca della Robbia nach
Beendigung der Sacristeithür seinen Calcul mit dem Majolicageschäft nicht
erst machen konnte. Seine urkundlich zuerst genannte Arbeit in der von
ihm erfundenen Technik hatte er bereits 14.43 für den Dorn geliefert,
und erst 1446 erhielt er den Auftrag für die Bronzethür; und zuletzt
war sein Testament früher fertig als diese Thür. Es ist übrigens charak-
teristisch, dass Vasari für den Entschluss des Meisters Luca, ganz zur
Majolicaplastik überzugehen, ein rein geschäftliches Motiv annimmt; er
"verdiente: in Marmor und Bronze zu wenig und probirte es deshalb
mit der Terracotta, in welcher viel leichter zu arbeiten ist -- und siehe
da! seine Terracotten wurden sogar Exportartikel, an welchen natürlich
die Kaufleute noch Weiteres verdienten. Nun waren allerdings die genialsten