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Volltext: Heinrich Freiherr von Ferstel

maler Keller aus Karlsruhe zu berufen, wurde diese Angelegenheit flüchtig berührt 
und die Grundidee für eine malerische Ausschmückung der Aula dahin präcisirt, es 
möchte eine Darstellung gewählt werden, welche in den Pendentifs die wissen 
schaftlichen Institute, welche unter Kaiser Franz Josef in den Kronländern gegründet 
wurden, versinnlicht, als Hauptbild hingegen eine ähnliche Darstellung gewählt 
werden, wie sie sich in der alten Aula befindet. Aber das Project scheiterte an dem 
Widerwillen deutsche Ausländer an unsere Akademie zu berufen. 
Gegenwärtig bemüht sich der kunstsinnige Abgeordnete Nie. Dumba, für die 
Innenausschmückung der Aula einen Specialcredit für das nächste Budget durchzu 
setzen. Ob dieser Antrag angenommen wird, ist bei der heutigen Finanzlage Oester 
reichs nicht mit Sicherheit anzunehmen. Auch ist das Verständniss für die Aufgabe 
der historischen und der Monumentalmalerei bei uns nur in sehr kleinen Kreisen und 
das nur bei jenen Künstlern lebendig, welche Träger des Nationalitätscultus sind, 
wie es bei den Czechen, Magyaren und den Polen der Fall ist. Diese Völker besitzen 
auch Künstler, die ihr künstlerisches Glaubensbekenntniss mit der Verwirklichung der 
politischen Ideale jener Völker innig verschmolzen haben. Aber dem österreichischen 
Künstler deutscher Nation wird es kaum gestattet sein, Ideale der Art auszusprechen. 
Stösst ja doch jetzt die Aufführung der historischen Dramen Grillparzers auf 
Plindernisse. 
Wie wenig Einsicht in die künstlerische Bedeutung der Wandmalerei vor 
handen ist, zeigt die zaghafte Art, wie die Wandmalerei an der Decke des Fest 
saales der Akademie und des Justizpalastes behandelt wurde. Ferstel, der sich mit 
hohen Ideen bei der malerischen Ausschmückung der Universität trug, musste zu 
seinem Schmerze erfahren, wie wenig man diese begriffen hat. 
Die plastische Ausschmückung der Aussenseite der Universität ist nach den 
Ferstel’schen Ideen durchgeführt. Es ist gelungen, eine Reihe von hochbegabten 
jungen Bildhauern, wie Pecha, Schwerzek u. A. zu beschäftigen, für den Hauptgiebel 
der Universität den Medailleur Josef Tautenhayn zu gewinnen. Es war ein gewagtes 
Unternehmen, Tautenhayn, der sich nur in der Medailleurkunst und in der Klein 
plastik eine hervorragende Stellung errungen hat, für die Ausführung der grossen 
Giebelgruppe in Vorschlag zu bringen. Ferstel setzte sich über das von Künstlern 
und Laien getheilte Vorurtheil hinweg, dass die Kleinkünste und die grosse monumentale 
Plastik verschiedene und getrennte Künste seien, deren Basis zwar dieselbe sei, welche 
im Kunstleben aber getrennt seien und geschieden bleiben sollen. Ferstel hat sich 
in dem Talente Tautenhayns nicht geirrt. Die in Istrianer Kalkstein von Tauten 
hayn ausgeführte Giebelgruppe gehört sowohl ihrer Composition als ihrer sorg- 
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