Die Werkstatt der della Robbia und das Majolika-
Ornament.
Von Prof. Dr. Josef Bayer.
(Fortsetzung)
Je näher wir uns mit Luca della Robbia beschäftigen, desto fühl-
barer wird uns der Abgang biographischen Stoffes. Das Bestreben, eine
bedeutende Künstlerexistenz sich verständlich zu machen, stößt fort-
während auf oHene Fragen, wenn die Entwickelungsprocesse lediglich
den Werken selbst abgefragt werden müssen, ohne dass vermittelnde
Lebensnachrichten uns den Uebergang von einer Kunstform zur anderen
erklären würden. Und dies vollends bei einem Meister wie Luca, in
dessen Art und Kunst sich jener Uebergang auch stofflich, vom Marmor
zum Erz, von beiden zu glasirtem Thon vollzieht. Wie Manches gibt es
da zu rathen, und wie schwierig ist es, stets das Richtige zu errathenl
Nun, wo das Biographische fehlt, muss die nackte Chronologie aushelfen;
manchmal redet auch die Zeitfolge für sich ziemlich deutlich. Halten
wir uns denn einige bedeutsame Daten gegenwärtig, welche wir in der
Zusammenstellung Milanesi's (in seiner Vasari-Ausgabe) finden.
14.4.3. Es wird dem Meister die plastische Ausschmückung des Tym-
panon über der ersten Sacristei des Domes von Florenz über-
tragen, für welches er die Auferstehung Christi - bereits in
glasirter Terracotta - ausführt.
14.46, 28. Februar. Luca della Robbia verpflichtet sich im Vereine mit
Michelozzo di Bartolomeo und Maso di Bartolomeo zur Anfer-
tigung der Bronzethlir für eben dieselbe Sacristei.
1446, ii. October. Er beginnt auf Bestellung der Dombauverwaltung
die Darstellung der Himmelfahrt Christi in glasirter Terracotta
für das Bogenfeld der zweiten Sacristei.
1450. Beendigung dieses Werkes.
i461.Giovanni di Bartolomeo wird nach dem Tode seines Bruders
Maso zur technischen Mithilfe an der Bronzethür herangezogen.
147i, ig. Februar. Luca della Robbia macht sein Testament.
1474, 27. Juni. Er erhält nach Vollendung der Bronzethür die Rest-
zahlung für dieselbe.
148i. Seine letzte Entrichtung an den Kataster.
1482, 22. Februar. Tod und Bestattung in S. Pier maggiore.
Nach diesen Daten läßt sich eine schief gestellte Darstellung Vasari's
- die Umstände betreffend, welche den Meister bewogen, zur Majolica-
plastik überzugehen - leicht richtig stellen. Auf die Frage: Weshalb
und in welchem Zeitpunkte fing Luca an, in gebrannter Erde zu arbeiten,
gibt Vasari in der bequemen Verbindung von Ursachen und Wirkungen,
wie er sich solche häufig zurecht stellt, folgenden Bescheid: