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bekanntlich im 15. Jahrhundert in jene krausen, halb naturalistischen
Bildungen ausgeartet war, die sich mehr durch schwierige Technik und
bewundernswerthe Ausführung, als durch wahre Schönheit auszeichneten.
Auch in der Goldschmiedekunst begegnen wir diesen verschnörkelten,
bizarren Formen, gebildet aus Verästelungen knorriger Baumstämme, aus
denen ltrabben- und blumenartige Gebilde als Blätter herauswachsen.
Kreuze und Medaillons, Ketten und Anhänger, Mantelschließen und
Agralfen- werden aus solchen Motiven hergestellt, Steine, Perlen und
Emailarbeit fehlen dabei nicht, und abgesehen vom Detail geben gerade
diese Schmuckstücke wichtige Aufschlüsse über die Formenbildung der
Renaissance.
Das Costüm am Ausgänge des Mittelalters und zu Beginn der Re-
naissance zeigt bei Männern und Frauen eng anliegende Unterkleider mit
Aermeln bis an das Handgelenk. An jener Stelle, an welcher das Kleid
oben am Halse oder tiefer unten auf der Brust seinen Abschluss findet,
ist ein breiter Saum angebracht, der in der Regel mit Juwelen und auf-
genähten Perlen geschmückt ist. Diese mit Schmuckstücken besetzte
Bordüre bedeutet gleichsam den Uebergang vom Kleide zum beweglichen
Kettenschmuck, und als ob die Art des Kleiderbesatzes maßgebend ge-
worden wäre für die Bildung der Halskette, wiederholt diese häufig das
Motiv der aneinandergereihten Schmuckstücke des Saumes, indem nun
ähnliche Formen sich zur Kette verbinden.
Ein weiterer Zusammenhang des Halsschmuckes mit dem Costüm
zeigt sich bei der auf die burgundische Mode folgenden deutschen Tracht.
Da kommt unter dem ausgeschnittenen Mieder das zierlich gefältelte Hemd
zum Vorschein, welches bis an den Hals reicht und ihn mittelst eines
breiten Saumes umschließt. Diesen Saum nun ersetzen ähnlich gebildete,
breite, goldene Halsbänder oder Halsreifen in jenen Fällen, in welchen
Brust und Hals entblößt ist, während mehrere Reihen locker herab-
fallender Ketten die Verbindung herstellen mit dem Rande der De-
colletirung.
S0 mannigfach aber auch die Renaissance diese Ketten zu gestalten
wusste, eine Entwickelungsreihe von der einfachen, aus Perlen oder Rin-
gelchen gebildeten Kette bis zu den complicirten Formen, welche, um
mich der Sempefschen Terminologie zu bedienen, eine Verbindung eingehen
zwischen Ringschmuck und Behang, wie wir sie in der Antike verfolgen
können, lässt sich hier nicht herstellen. Die vorangegangene Stilepoche war
über einfache, klare Constructionselemente längst hinaus, sie hat ornamen-
tale Details der Architektur in die Goldschmiedekunst eingebürgert, und
die Renaissance begnügte sich zunächst damit, diese Formen zu veredeln,
zu bereichern und in ihrem Sinne umzugestalten. Denn nirgends noch,
selbst in Italien nicht, hatte die Gothik ihr letztes Wort gesprochen, als
die Renaissance gleichsam mit hellklingenden, aber noch unverstandenen
Kindeslauten im Kunstgewerbe vernehmbar wurde. Mit unvergleichlicher