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6. das Stück eines Corridors, der innerhalb der Exedra im Halb-
kreis herurnging.
Den weiteren Befund der Ausgrabung haben wir nicht z_u unter-
suchen; unser Interesse concentrirt sich auf die Decoration, die wir
für unsere Betrachtung noch einmal loslösen und genau prüfen wollen.
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Wenn ein so bedeutsamer Fund gemacht wird, dann tritt ein vorher
ungekanntes wichtiges Mittelglied in die Geschichte der betreifenden
Kunstgattung ein, das bis dahin in derselben gefehlt hat. Es liegt uns
dann nahe, jene Kette der Entwickelung noch einmal aufzurollen", um
auf die Stelle hinweisen zu können, wo das neuaufgefundene Glied sich
bindend, überleitend einfügt. Die rCasa Farnesinan fordert ganz be-
sonders zu solcher Untersuchung auf.
In welche Epoche haben wir also die Decorationen dieses antiken
Hauses stilgeschichtlich einzureihen? Die italienischen und deutschen Ar-
chäologen, die unter dem ersten Eindrucke des Fundes standen, einigen
sich für den Anfang der Cäsarenherrschaft, die Zeit des augusteischen
Hauses '). Es braucht hier nicht weiter erörtert zu werden, dass die noch
immer herrliche Nachproduction der hellenistischen Kunstweise, dieser
artistischen Ausgeburt des alexandrinischen Zeitalters, sich eben damals
dem römischen Geist und Geschmack völligst assimilirt hatte. Der Process
war vollzogen und rein abgelaufen, der mit der Erbauung des ersten,
griechisch stilisirten Marmorternpels in Rom - des Heiligthums des
Jupiter Stator innerhalb des Porticus des Metellus auf dem Marsfelde -
(durch Hermodoros aus Salarnis) um 140 v. Chrheingeleitet und durch
weitere Einwanderung griechischer Künstler fortgesetzt wurde; aber auf
die anfängliche Entlehnung war nun volle Besitzergreifung gefolgt. Die-
selbe Kunstrichtung, weltgeftigig und allen fremden Aufträgen dienstbar,
hatte früher dem Prachtsinn der Diadochen gedient, sie schmückte die
Herrschersitze der Ptolemäer, der Seleuciden, der Attaliden von Per-
gamon, sie zog ebenso den siegreichen römischen Legionsadlern nach,
und wie sie Nachblüthen an verschiedenen Orten trieb, so geschah es
auch in Rom. Wenn die große Plastik zur Zeit des Pompejus und Cäsar
in den bewunderungswürdigen Leistungen eines Pasiteles und der neu-
attischen Schule eine neue Glanzperiode wiedererwachter Classicität feierte,
so stand auch gleichzeitig eine dienstbare Kunstgattung hellenistischer
Herkunft, in welcher die Reflexe aller bildenden Künste, der Architektur,
Sculptur und Malerei im gefälligsten Wechselspiel zusammentreten -
die decorative Kunst - auf dem Höhepunkt ihrer Ausbildung. Dass
') Auf diese Epoche verweist auch die Bautechnik des Mnucrwerkes. Mit Bezug
darauf bemerkt Lanziani: nLa costruzione del fabricato deve auribuirsi ai buoni tempi
augunei, prevalendovi l'_opera relicollata, con Ieglmenti e spigoli di piccoli cubi di tufn,
senzn misturn di operl leterizimu