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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 3)

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wissen, dass wir nicht zu viel sagen. Und doch ist bei Weitem nicht 
Alles nach seiner Art vertreten, was in diesen fünfundzwanzig Jahren 
versucht worden. Mancher Versuch erschien weniger gelungen und wurde 
aufgegeben, Manches gehörte der Mode, wie das irisirende, opalisirende 
Glas, und ist als Mode wieder verschwunden. 
Ueberblickt man den ganzen Reichthum des farbigen oder farbig 
verzierten Glases, so wird dem Einen dieses, dem Anderen jenes besser 
gefallen; eine Eigenschaft aber leuchtet aus allen Gegenständen ge- 
meinsam hervor, die Absicht nach schöner Form auch bei glänzendster 
Decoration, auch bei den strahlendsten Farben. Glanz und Farbe ohne 
Form, wie sie die heutige Industrie, und nicht immer mit Unrecht, uns 
vor Augen flihrt, sind stets verschmäht. Dadurch unterscheiden sich die 
Arbeiten der Firma J. 81 L. Lobmeyr von allen anderen. Trotz der 
großen Mannigfaltigkeit der ornamentalen Ideen ist Alles eigen und 
originell. Das Meiste ist frei erfunden und beruht auf dem Bestreben, 
die Verzierung mit der specifischen, oft sehr eigenthlimlichen Farbe des 
Glases in Harmonie zu bringen; Anderes verdankt seine Entstehung 
einer äußeren Anregung, zum Beispiele dem Vorbilde orientalischer 
Glasgefäße, das hier höchst vielseitig zu glänzender Decoration benützt 
worden. Auch die rhodischen und persischen Fayencen haben zur An- 
regung gedient und als fast jüngste Arbeit erst die berühmte Alhambra- 
Vase, wobei man mit Vergnügen bemerkt, dass die Uehertragung von 
einem Material auf das andere, vom opaken auf das transparente, von 
Fayence auf Glas ohne Schädigung des letzteren vor sich gegangen ist. 
Zu den gelungensten Arten scheint uns auch die Verzierung des bläu- 
lichen Opalglases mit reichen Goldornamenten zu gehören, ebenfalls 
einer der neuesten - man kann nicht mehr sagen Versuche, denn die 
Fülle, Größe und Schönheit der Gegenstände lässt nur von einem Genre 
oder einem Specialzweige der Glaskunst oder des Kunstglases reden. 
Ihrer Form und Bestimmung nach sind die meisten der ausgestellten 
Gegenstände Hohlgefäße, Services für Tisch und Tafel, Prunkgefäße, 
als Pucale und Vasen, sodann Schüsseln, Schalen und Teller, Kannen 
und Krüge, mehr oder weniger alle den Charakter des feinsten und vor- 
nehmsten Luxus tragend. Ebenso ist es mit den geschliffenen Spiegeln, 
mit den Kronleuchtern, deren einer von riesigem Umfange ist; sie bilden 
zur Ausstattung eines reichen, mindestens wohlhabenden Hauses die Er- 
gänzung. Aber Lobmeyr weiß sehr gut, dass die Grundlage für die Be- 
festigung des guten Geschmackes im guten Bürgerhause zu suchen ist. 
Daher ist auch für dieses in der Ausstellung gesorgt, indem bei ganzen 
Serien von Gegenständen der Nachdruck allein auf die schöne Form 
gelegt ist, die theuere Verzierung aber hinweggelassen worden. Die 
Schönheit der Form macht auch ohne Ornament dieses Geräth zu 
würdigen und gelungenen Gegenständen der Kunstindustrie.
	        
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