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wissen, dass wir nicht zu viel sagen. Und doch ist bei Weitem nicht
Alles nach seiner Art vertreten, was in diesen fünfundzwanzig Jahren
versucht worden. Mancher Versuch erschien weniger gelungen und wurde
aufgegeben, Manches gehörte der Mode, wie das irisirende, opalisirende
Glas, und ist als Mode wieder verschwunden.
Ueberblickt man den ganzen Reichthum des farbigen oder farbig
verzierten Glases, so wird dem Einen dieses, dem Anderen jenes besser
gefallen; eine Eigenschaft aber leuchtet aus allen Gegenständen ge-
meinsam hervor, die Absicht nach schöner Form auch bei glänzendster
Decoration, auch bei den strahlendsten Farben. Glanz und Farbe ohne
Form, wie sie die heutige Industrie, und nicht immer mit Unrecht, uns
vor Augen flihrt, sind stets verschmäht. Dadurch unterscheiden sich die
Arbeiten der Firma J. 81 L. Lobmeyr von allen anderen. Trotz der
großen Mannigfaltigkeit der ornamentalen Ideen ist Alles eigen und
originell. Das Meiste ist frei erfunden und beruht auf dem Bestreben,
die Verzierung mit der specifischen, oft sehr eigenthlimlichen Farbe des
Glases in Harmonie zu bringen; Anderes verdankt seine Entstehung
einer äußeren Anregung, zum Beispiele dem Vorbilde orientalischer
Glasgefäße, das hier höchst vielseitig zu glänzender Decoration benützt
worden. Auch die rhodischen und persischen Fayencen haben zur An-
regung gedient und als fast jüngste Arbeit erst die berühmte Alhambra-
Vase, wobei man mit Vergnügen bemerkt, dass die Uehertragung von
einem Material auf das andere, vom opaken auf das transparente, von
Fayence auf Glas ohne Schädigung des letzteren vor sich gegangen ist.
Zu den gelungensten Arten scheint uns auch die Verzierung des bläu-
lichen Opalglases mit reichen Goldornamenten zu gehören, ebenfalls
einer der neuesten - man kann nicht mehr sagen Versuche, denn die
Fülle, Größe und Schönheit der Gegenstände lässt nur von einem Genre
oder einem Specialzweige der Glaskunst oder des Kunstglases reden.
Ihrer Form und Bestimmung nach sind die meisten der ausgestellten
Gegenstände Hohlgefäße, Services für Tisch und Tafel, Prunkgefäße,
als Pucale und Vasen, sodann Schüsseln, Schalen und Teller, Kannen
und Krüge, mehr oder weniger alle den Charakter des feinsten und vor-
nehmsten Luxus tragend. Ebenso ist es mit den geschliffenen Spiegeln,
mit den Kronleuchtern, deren einer von riesigem Umfange ist; sie bilden
zur Ausstattung eines reichen, mindestens wohlhabenden Hauses die Er-
gänzung. Aber Lobmeyr weiß sehr gut, dass die Grundlage für die Be-
festigung des guten Geschmackes im guten Bürgerhause zu suchen ist.
Daher ist auch für dieses in der Ausstellung gesorgt, indem bei ganzen
Serien von Gegenständen der Nachdruck allein auf die schöne Form
gelegt ist, die theuere Verzierung aber hinweggelassen worden. Die
Schönheit der Form macht auch ohne Ornament dieses Geräth zu
würdigen und gelungenen Gegenständen der Kunstindustrie.