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Notizen über seine Familie und die Grundlagen seiner Erziehung, aus 'welchen spater
seine Kunstliebe immer zielbewusster und starker erwuchs nach Maßgabe des Vermögens,
mit welchem ihn seine Herrscher in kaiserlicher Freigebigkeit ausstatteten. Auf Grund
archivalischer Forschungen bietet llg eine gegenüber den älteren Ueberlieferungen vielfach
berichtigte Geschichte von Eugens Palastbauten in der Himmelpfortgasse, im oberen und
unteren Belvedere, mit biographischen Angaben über die daselbst beschäftigten Künstler,
mit gedrangter Schilderung der herrlichen Raume und besonders werthvollen Beitragen
zur Geschichte der Eugen'schen Bildergalerie, Bibliothek und Kupferstichsammlung.
Letztere zwei Sammlungen, wie auch das Belvedere gingen nach dem Tode ihres Scho-
pfers durch Kauf in den Besitz des kaiserlichen Hofes, und der Palast in der Himmel-
pfortgasse in Staatsbesitz über. Aber die Gemäldegalerie, die Antiken und alles irgendwie
Verwerthbare wurde von Eugens Nichte und Erbin in pietatlosester Weise verschleudert
und die Worte, mit welchen der Autor diese Dame charakterisirt, sind alles eher als
ein Ehrendenkmal derselben zu nennen. Ch.
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Alexander Colin und seine Werke. Von D. S ch ö n h err.
So betitelt sich eine mit 14. Lichtdrucktafeln ausgestattete, umfangreiche Abhand-
lung des Directors des Tirolischen Statthalterei-Archives, welche in den Mittheilungen
zur Geschichte des Heidelberger Schlosses, herausgegeben vorn Heidelberger Schloss-
vereine (daselbst, z. Bd. 1889, p. gg-tßz), erschien, eine für die österreichische Kunst-
geschichte wichtige Arbeit. Freilich nimmt sie sich aus eben diesem Grunde etwas
seltsam an dem Orte aus, wo sie erschienen ist. Der Verein lud den Verfasser ein. über
Colin in seinem Organe zu publiciren, in der Hoffnung, dass sich im lnnsbrucker Archiv
wichtige Nachrichten über den am Heidelberger Schlossbau beschaftigten Meister und
seine Vorgeschichte ünden würden. Diese schone Erwartung hat sich nun gründlich
getauscht. Schonherr weiß über Herkunft und Schule, früheres Leben und von dem
Wirken Colin's in Heidelberg nicht mehr als wir schon langst wussten, und das ist be-
kanntlich außerat wenig. Nicht einmal der Weg und die Veranlassung, wie der Künstler
mit Oesterreich zu thun bekam, geht aus dem Eruirten vollkommen klar hervor. Der
Sohn des Künstlers behauptet in einem Schriftstücke, Ferdinand l. habe seinen Vater
berufen; aus den Urkunden geht aber nur hervor, dass die mit der Arbeit am Kenotaph
Maximiliarfs l. beschäftigten Kölner Bildhauer Abel ihn zum Gehilfen annahmen. Des
Uebrigen aber bietet der Aufsatz eine große Menge neuen Materiales, wie es im Inns-
brucker Archive begreiflicherweise reichlich zu Tage liegt. Nothig ware es nur, dieses
Rohmaterial auch kunsthistorisch zu verarbeiten, was allerdings des Verfassers Sache
nicht zu sein pflegt. Der speciell österreichische Charakter aller der Neufunde über Colin,
welche Schönherr gethan hat, hatte ihm wohl die Erkenntniss beibringen sollen, dass,
so wenig diese Dinge den Heidelbergern nützen, um so mehr, um so ausschließlicher
ihr allein richtiger Platz im Jahrhuche des kunsthistorischen Hofmuseums gewesen ware,
dessen sonstiger Mitarbeiter der Verfasser ia auch ist. Alles bezieht sich auf die Kunst-
liebe des Kaiserbauses, auf Tirol, Innsbruck und Wien, Prag und andere Orte der
Erblander.
Sehr interessant ist, was wir über eine 1577 nothwendig gewordene Reinigung
der Marmorreliefs am Maxgrabe aus den Urkunden erfahren. Der Nichttiroler Colin gab
seine Meinung und seinen Vorschlag ab; sofort kamen einige lnnsbtucker Maler, berich-
teten, sie würden es besser machen, und die damaligen Localbehdrden waren natürlich
der Ansicht Letzterer. Wie die Sache ausging, ist uns leider nicht aufbehalten; es scheint
aber, nicht im Sinne Colin's, der sonst gewiss nicht der Ehrentiroler geworden ware,
dem heute gehuldigt wird. Das kunsthistorische und aesthetische Urtheil über den Meister,
überhaupt schwankend, wird auch durch Sch0nherr's Schrift nicht gefestet. Seine vir-
tuose Marmortechnik steht zwar über jedem Bedenken, aber die große Ungleichheit seiner
Arbeiten, was Composition und Geschmack angehtt beweist doch, dass Culin in eigent-
lich geistig schaifender Hinsicht ein nicht selbstandiger Künstler war, dass er ganz von
den Malern abhing, welche ihm die Vorlage schufen. in dieser Hinsicht müsste man den
Prager Florian Abel, von dem der Entwurf der meisten Reliefs am Maxgrabe herrührt,
höher stellen als Colin. Vergleicht man die hohe Feinheit und Schönheit an den Holz-
reliefs der Amhrasersammlung rnit der naiven Plumpheit der Erfindung z. B. in der Haller
Erztafel, so ergibt sich, dass Colin in beiden Fallen eben nur die Rolle des ausführenden
Technikers innehatte. So ist er denn vielfach überschätzt, wenn man von der reinen
Arbeit absehen will. Die beinahe schon barocken Reliefs vom Grabmal der Philippine
Weiser, die strenge, subtile Praecision an jenen des Maxgrabes, welche an die Medailleur-
kunst der deutschen Renaissance-Meister gemahnt, der kühne Schwung in der Amazonen-
schlacht, auf ein Vorbild vornebmster italienischer Hochrenaissance deutend, dann wieder
das ganze Lederne, Schablonenhafte am Schwazer und anderen Epitaphien, wie es eben
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