Die von der heraldischciiAusstellung eingenommene(Räumlichkeiten bestehen aus
vier Salen, einem Zimmer und einem Corridor, in welchen auch die Bureau-Localitäten
des Comitfs münden; sie befinden sich insgesammt im ersten Stockwerke des Museums,
von dessen Direction sie in liberalster Weise dem Vereine wAdler-r zu gedachtem Zwecke
zur Verfügung gestellt worden sind.
Ueber die Hauptstiege heraufgekommen, gelangt man gleich linker Hand in einen
durch sieben Abtheilungen in acht Logen gegliederten Saal, welcher sowohl gemalte als
gedruckte heraldische Kunstblätter, Holzschnitte und Gravüren enthält; unter diesen Blät-
tern sind längs jeder Logenwand glaspultähnliche Kästchen angebracht, worin Stamm-
bücher, Familienc oniken, Ot-iginal-Wappenbücher, fernen mittelalterliche Sie alabgüsse
uadßrigiaelgwa man angesetzt. sna. an jedem dann beigegeben: liqlleüc,
welche den Aussteller, das Object ixnd bei verkäuflichen Gegenständen den Preis angibt,
macht einen Katalog entbehrlich, der bei dem unregelmäßigen, sich meist bis gegen
Ende der anberaumten Zeit und über dieselbe hinaus verzögerten Einlaufen der diversen
Objecte unmöglich zur Erohung der Faposition hatte bereit sein können. Bezüglich der
Malereien mac en wir vorzugsweise aufmerksam duf die reteiie Serie von modernen Meister-
stücken aus dem Kriegsalbum vom Jahre 1873 und den darüber befindlichen Proben aus
einem Privatalbum, beide im Besitze des Geheimen Secretars im Berliner Handelsmini-
sterium, Herrn Friedrich Warnecke; das sogenannte Kriegsalbum ist noch besonders in-
tereseaat durch die Autographen der hochatca jetzt lebenden Räumlichkeiten Dmuch-
lands: der Monarchen, Feldherren und Diplomaten, und zuweilen ist auf einem Stamm-
blatte das mit vollendetem Geschmack und dennoch streng heraldisch gemalte Wappen,
daneben ein Wahlspruch mit 'der Namensüntetschrift (Charakter und Datum), und die
Photographie des Einzeichners ersichtlich. '
Die von den tretflichen Arbeiten des Herrn Koopmans in Nymwegen occupirte
Logenwand enthältunter anderen auch die gelungenen Wappen aleqeien des Herrn Ju-
lius Henze in Dresden und elne seltene Kunstleistung im anspruc losesten Gewande von
Herrn Bühler, Maler in Bern (Wappen der v. Wattenwyl, Aquarell, und der Gesellschaft
-Mittlen Löwenn, Federzeichnung). Die Osterreichischen Landerwappen, ausgeführt vorn
k. k. Hof-Wappenmaler Herrn C. Krahl, und die gegenüber placirte Reproduction der-
selben auf chromolithographischem Wege durch die Kunstanstalt von Reiifenstein dahier
verdienen die vollste Beachtung der Kenner. Die Herren C. Boss senior und junior,
XVappenmaler am k. k. Ministerium des Innern und Inhaber einer heraldiaehen Anstalt,
haben zwei grosse Wappenbilder: ltalien und Deutsches Reich, nebst einer Reihe von
neueren Diplomen ihrer Hand, meist von berühmten Personen, wie Kopal, Hentzi,
Ettenreich, Graf Anton Auersperg etc. ausgestellt. Die vom Hof-Wappenmaler Nahde in
Berlin angefertigten zwolf Medaillonwappen des Grafen Buttlar (und Buttlar-Stubenberg)
zeigen die Behandlung der verschiedenen Stylarten von der ältesten bis auf die neueste
Zeit, und die Entwürfe von Herrn Graveur Otto ebendort bringen die wieder veriüngte
Heraldik unserer Tage in schwungvollster Weise zur Geltung. - Die zahlreichen Blätter
in Holzschnitt und Stich rühren zumeist aus den Sammlungen der Herren Krahl, Grenser
und an's der Bibliothek des k. k. Oesterr. Museums her. Erwähnung verdienen die
Farbendrucke aus dem Verlage von Wilhelm Rommel in Frankfurt am Main, die Wappen-
ÄiPhäbßlß, Entwürfen V0" ACH Herren v. Retberg in München und v. Dachenhausen in
Wien, und die italienischen Arbeiten dieses Genre's, welche, obgleich noch durchweg im
nicht regenerirten Styte gehalten, Fleiss und Nettigkeit bekunden. Die Stadtewappen
Deutschlands und die specicll von Bayern, Baden u. s. w. rcpräsentiren eine besondere
Gruppe der Wappenkunst.
Die heimische Photographie wird hauptsächlich durch zwei prachtvolle Copien des
habsburgischen Stammbaumes, der Eigenthum des Stiftes Klosterneuburg ist, und durch"
Aufnahmen von Aitmhnsteräichen Grabsteinen durch den Photographen Jagerspacher in
Gmunden vertreten. Ein Oelbild, Stillleben: Vase mit Rosen und mit dem Lambergischen
Wappen, hängt zwischen den beiden Klosterneuburger Photographien.
An der Langseite des Saales rechts erblicken wir in circa 30 Rahmen die bisher
erschienenen Lieferungen der Monographie über den wHelme von Gustav Frhrn. v. Suttner
(Wien, bei Gerold), immer ie ein Blatt in Farbendruck und ein Blatt dazu gehöriger Text
nebeneinander; darüber ist ein Facsimiie der famosen Züricher Wappenrolle, von der
Hand des Heraldikers Herrn Grenser gemalt, aufgespannt. Auch die von Herrn Professor
Walz verolfentlichten Salzbur er und Nonnberger Grabsteine, die neue prachti Edition
des Grtlneberglschen Wappen Ches im Verlage von Starke in Görlitz, die genealogisch-
heraldischen Arbeiten des Herrn Grafen Kalnocky und Aehnliches haben dort Platz gefun-
den. An den Logenfenstern vertheilt sind die Arbeiten der Graveure an ebracht; die
Herren Otto, Hdtzel, Voigt, Held, SchuPPan, Wedel, Tips, Petersen, Haseroti und Andere
aus Prenssen, Sachsen und Baiern haben Rahmen mit ihren Arbeiten eingeschickt. Von
den Wiener Graveuren stellten nur drei aus, nämlich der k. k. Hofgraveur Jauner und
die Herren Schwerdtner und Radnitzky. '