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über diesen liegt auch über der
Figdorschen Statue ein eigener
Reiz müder Beschaulichkeit und
innerer Abgeschlossenheit, und
dieser allgemeine Grundton, der
sich schon in der ganzen Haltung
der Figur andeutet, tritt noch
deutlicher in dem Kopfe, nament-
lich in dessen Proiilstellung, zu-
tage. Die drei Heiligen eint eine
stark ausgeprägte, besonders in
Nase und Kinn hervortretende
Familienähnlichkeit. Selbst in dem
Schnitt der Haare berühren sich
die Figuren, namentlich die beiden
Stephanus auffällig. An Franken
wird bei der Figdorschen Figur
gewiß niemand denken, dagegen
spricht ja auch das Zirbelholz. Mit
der dargelegten engen stilistischen
Zusammengehörigkeit der Figur
gewinnen wir aber umgekehrt ei-
nen weiteren Beweis für die alpen-
ländische Herkunft des Kefer-
markter Altars.
Mit der Figur des heiligen
Stephanus in der SammlungAlbert
Figdor in Wien stehen in enger
Beziehung zwei Holzstatuen des
Museums in Linz, ein heiliger
Stephanus und ein heiligerLauren-
tius, deren stilistische Verwandt-
schalt mit dem Altar in Kefermarkt
und ihre wahrscheinliche Herkunft
von Kefermarkt Hermann Ubell
schon früher dargelegt hat." Am
meisten berühren sich diese Fi-
guren mit den gleichnamigen Hei-
ligen zu seiten der Heiligen Petrus
und Christophorus und mit den
kleineren Schreinfiguren. Ubell
schrieb damals, ohne weitere stili-
Abb. 2. Holzfigur des heiligen Stephanus in der Sammlung
Albert Figdor in Wien
Ü Ubell, Die Sammlung gotischer Holzskulpturen im Museum Francisco-Carolinum in Linz in „Kunst
und Kunsthandwerk", Jahrgang XV (1912), S. 14:, und Abbildungen S. 137 und 138.
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