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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 157)

KUPFER- und STAHLSTICH-DRUCK. 
(Gruppe XII, Section 2, und Gruppe XXV, d.) 
Bericht von 
Louis Jakoby, 
Profejfor in Wien, Mitglied der internationalen Jury. 
Der Kupferftich und die ihm zugehörigen Disciplinen, welche zu beur- 
theilen die mir gewordene Aufgabe ift, zwingt mich noch heute, bevor ich im 
Geifte wieder die Räume, die ausfchliefslich der Kunft gewidmet waren, auffuche, 
zu dem Ende alle Theile der immenfen, nun vergangenen Ausftellung zu durch- 
forfchen. 
Um die Früchte, die diefe Kunft erzeugt, aber recht zu verliehen, um ihre 
Einflufsnahme auf das praktifche Leben klarer erkennen zu können, mufs ich 
.zuerft an ihre Blüthe in der Kunfthalle näher herantreten und mir Stamm und 
Wurzel durch die Gefchichte erklären laßen. 
So wenig es hiebei auch meine Aufgabe ift, den Lefer zu einem fertigen 
Kupferftichkenner zu machen, ebenfo überflüffig fcheint es, hierin ein jedes Blatt 
die Cenfur individueller Kritik paffiren zu laßen. Die Ausftellung bot zu viel 
um das Einzelne für fich allein zu betrachten. Indem wir das Ganze beurtheilen, 
werden wir dem Einzelnen gerecht. 
Eine jede in diefen Räumen vertretene Kunftweife läfst den fte ausübenden 
Künftler aus vollem Herzen fagen: ich könnte und möchte nichts Anderes wie 
diefs 1 die Kunft des Kupferftiches aber: ich will eben diefs! 
Die Zeiten find vorüber, in welchen der grofse Rubens fagen konnte, er 
wolle lieber mit Schwarz auf Weifs einen Titel auf ein gutes Buch Hellen, als mit 
Farben malen, weil folche Arbeit weniger zu Augen kommen könnte, jenes aber 
feinen Namen bei der ganzen denkenden und gelehrten Welt verewigen könnte ! 
— Diefer Ehrgeiz kann heut nicht mehr der Motor fein, aus diefem Kunftzweig 
eine Lebensaufgabe zu machen. Viele mechanifche Weifen und Erfindungen der 
Wiffenfchaft haben heut das grofse Verdienft, für Verbreitung und Popularität der 
Kunft zu wirken. Die Kunft des Stiches beanfprucht in ihrem befcheidenen Gewand 
die Gunft, ihrer felbft wegen geliebt zu werden. 
Schon die heilige Schrift fpricht von den „in Erz gegrabenen Tafeln des 
Gefetzes“ und durch unzählige Reliquien der claffifchen Kunftepochen des Alter 
thums in unferen Mufeen auf Spiegeln, Ciftenund andere Schmuckfachen gelangen 
wir zur Ueberzeugung, wie diefe Kunft nicht allein zur Verewigung von Gedanken 
gedient, fondern auch die Freude der Menfchen gewefen fei. Denfelben Zwecken 
■der Verfchönerung und Verzierung von Schmuck und Geräthen dient fie auch
	        
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