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Bei der Besprechung der übrigen Gruppen der Ausstellung können
wir uns weit kürzer fassen, allerdings aus verschiedenen Gründen. Einmal
sind die meisten nach Qualität und Quantität weit geringer vertreten,
als die Holzschnitzerei und die Möbel, bei anderen braucht hier nicht
mehr viel zu ihrem Preise gesagt zu werden. Wir meinen mit letzterem
die Tiroler Glasmalereianstalt und Mosaikfabrik des Herrn Albert Neu-
hauser. Mit Arbeitskräften wie Director Jehle, Zeichner Schwarzen-
berger und Werkführer Gold ausgerüstet, ist dieselbe auf dem besten
Wege, sich einen Weltruf zu erringen, und was von dort eingeschickt
wurde: Fenster für l-leiligenkreuz und Mosaiken für die Votivkirche, ist
nicht viel, aber ausgesucht trelTlich. Die Idee des Herrn Gold, bei einem
stylisirten Fruchtbaume in einem Glasfenster zur Darstellung der Aepfel
Buzenscheiben zu benützen, ist jedenfalls neu und glücklich.
Zu den quantitativ am schwächsten vertretenen Industrien gehört zu-
nächst die Goldschmiedekunst. Nur von Güllich 8t Dennig aus Bregenz
und von Klamer aus Innsbruck liegen Proben ihrer Leistungen vor; von
ersterem neben vieler Marktwaare auch einige sehr gut gearbeitete Me-
daillons mit gelungener Form und Zier, von letzterem sind aus vielem
Mittelrnässigen einige a jour-Fassungen hervorzuheben. Qualitativ schlim-
mer steht es mit den Industrien in unedlem Metall. In Eisen ist blos von
Köllensperger ein nach Art der Gitter in der Hofkirche zu Innsbruck
sehr gediegen in der alten Technik der Durchdringung gearbeitetes Ober-
lichtgitter, und von Kahr ein sehr cxact und rein ausgeführtes Schloss
mit geätztem Ornament zu sehen. Der Salzburg-Tiroler Montangesellschaft
ist es mindestens anzuerkennen, dass sie das Bestreben hat, den Eisenguss
von dem fabriksmässigen Nützlichkeitsprincip auf den Weg des Kunst-
betriebes hinüber zu leiten. Aus der summarischen Verurtheilung ziem-
lich aller ausgestellten Bronzesachen ist blos das Schreibzeug auszunehmen,
das Unterberger nach der Zeichnung des Herrn Deininger ausgeführt
hat, ein neuer Beweis, dass es den Tiroler industriellen blos an guten
Vorlagen fehlt, um Gediegenes zu leisten. Von einer Ciselirung zeigen
nur wenige eine Spur, obwohl der Guss nicht gerade rein ist.
Das Gleiche gilt von den ausgestellten Glocken des Herrn Gras-
meier, deren schöner Accord sich wohl recht gut mit einer halbwegs
sorgfältigen Ausarbeitung des Ornaments vertriige. Zum Glücke hat das
Oesterr. Museum in seinem Saale diesen Industriellen in den Arbeiten
der Ciselirschule, der Herren Hanusch und Lux so reiche und treffliche
Muster vor Augen gestellt, dass sie selbst zur richtigen Einsicht gelangen
müssen, wenn sie nur otIenen und der Belehrung zugänglichen Sinn
besitzen. Vielleicht kann ihnen noch einmal eine Specialausstellung in
diesem Fache nachhelfen. Von anderen Metallobiecten fallen noch riesige
Kannen und Kessel von Kupfer auf (das Theeservice der Frau Hütt
wurde es treffend genannt) und ein Blumenständer, der aber auch nur in