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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 163)

Galvanoplastiker, der Monteur u. s. f. sind bei diesem Industriezweige beschäftigt, und 
das ist wohl auch der Grund, warum die Bronzeindustrie für eine grosse Zahl von 
Kunsttechniken die Führerrolle im eigentlichen Sinne des Wortes spielt. Blüht die Bronze- 
industrie, so findet auch eine Menge von Künstlern und Kunsttechnikern lohnende Be- 
schäftigung; stockt die industrielle T hatigkeit auf dem Gebiete der Bronzeindustrie, so 
ist zugleich eine grosse Anzahl von Industriezweigen in Mitleidenschaft gezogen. Da die 
Bronzeindustriegesellschaft einen Katalog der von ihren Mitgliedern ausgestellten Objecte 
veröffentlicht hat und in demselben jene Künstler in lobenswerther Weise namhaft ge- 
macht sind, welche bei der Herstellung der verschiedenen Gegenstände mitgewirkt haben, 
so hat auch das Publicum Gelegenheit gehabt, wahrzunehmen, welch' reiche Talente 
diesem lndustriezweige zur Verfügung stehen. Am meisten fehlt es noch an Bildhauern, 
welche für die Eigenthümlichkeiten des Bronzegusses das richtige Verständniss haben. 
Nicht wenige Bildhauer modelliren die für den Erzguss bestimmten Objecte gerade so, 
als wenn dieselben in Gyps oder Stein ausgeführt werden sollten. 
Gehört zur gedeihlichen Entwicklung der Bronzeindustrie ein grosser künstlerischer 
und technischer Kräffteaufwand, so darf nicht verkannt werden, dass hiezu auch eine 
grossele Capitalsanlage gehört als bei vielen anderen industriellen Unternehmungen. Die 
Bronzeindustrie bedarf ferner eines Kaufmannsstandes, der es versteht, die Producte dieser 
Industrie auf dem Markte zu verwerthen. An beiden Bedingungen leiden wir noch grossen 
Mangel. ln Oesrerreich ist das Capital nicht gewohnt, sich den Zwecken der Industrie 
dienstbar zu machen, _und der Kaufmannsstand so wie die Commissionäre, welche für 
die Entwicklung der Bronzeindustrie in Frankreich so Vieles beigetragen haben, sind bei 
uns nicht zahlreich genug, und unsere Kaufleute finden es manchmal aus mehr als einer 
Beziehung vortheilhaft, sich mit der französischen Bronzeindustrie mehr zu beschäftigen 
als mit der einheimischen. Es liegt dies wohl theilweise in der Natur der Dinge; die 
französische Bronzeindustrie ist kein Product der Neuzeit, sie hat eine lange und ruhm- 
reiche Geschichte hinter sich, und es haben sich dort alle kaufmännischen lnstitutionen, 
welche zur Verwerthung der industrieartikel nolhig sind, in hohem Grade ausgebildet, 
so dass in Frankreich die künstlerische Kraft mit dem mercantilen Vertriebe Hand in 
Hand geht, Die österreichische Bronzeindustrie ist sehr jung, sie hat noch grosse Schwierig- 
keiten zu überwinden, denn der innere Markt ist noch nicht gesichert; sie hat mit der 
französischen Bronzeindustrie, deren mercantile Gebahrung fest organisirt ist, zu kämpfen; 
ihr stehen keine grossen Capitalien zur Verfügung und sie muss sich erst den Boden, 
auf dem sie künftig Fuss zu fassen gedenkt, sowohl im lnlande als im Auslande gewinnen. 
Sie hat allerdings auf der Pariser Weltausstellung die Concurrenz ruhmreicb bestanden, 
das unterliegt gar keinem Zweifel, denn sie hat die Aufmerksamkeit aller Sachkundigen 
auf sich gezogen und sie hat auch die Anerkennung wohl verdient, die ihr zu Tbeil 
geworden ist; aber man wurde einen grosscn Fehler begehen, wenn man sagen n-ollte, 
dass die österreichische Bronzeindustrie jetzt schon auf allen Gebieten jeder Concurrenz 
gewachsen sei. Nichts wäre gefährlicher als Selbsttauschungen dieser Art, und ich glaube 
nicht, dass einer von den hervorragenden Vertretern unserer Bronzeindustrie darüber im 
Zweifel ist, wie weit die Franzosen den Oesterreichern auf diesem Gebiete noch über- 
legen sind. Seien wir zufrieden, dass wir festen Fuss gefasst haben, dass das Publicum 
Dank der Ausstellung und der Gesellschaft der Bronzeindustrie nunmehr in die industrielle 
Leistungskraft Vertrauen zu gewinnen beginnt und wir anfangen concurrenzfahig zu wer- 
den, und dass die österreichischen Arbeiten sich in künstlerischer und technischer Bezie- 
hung gleich vortheilhaft auszeichnen, insbesondere vor jenen Süchtigen Producten, die 
theilweise von Italien, theilweise von Deutschland auf den Markt geworfen werden, und 
welche die schlechten Vorbilder der französischen Bronzeindustrie deutlich erkennen 
nssen. Die ganze österreichische Bronzeindustrie, wie selbe sich gegenwärtig im Museum 
repräsentirt, macht einen im hohen Grade achtbaren und soliden Eindruck, und stellt 
den verschiedenen industriellen, welche sich an dieser Ausstellung betheiligt haben, ein 
glänzendes Zcugniss einer nicht gewöhnlichen Leistungsfähigkeit aus. Es hat der ganzen 
Industrie nur grossen Vortheil gebracht, dass keiner von den Ausstellern ein Monopol 
für sich in Anspruch nimmt, sondern dass alle Betheiligten unter einander in angemessener 
Weise rivalisiren und concurriren. Auch dem Email- und Patinirungsverfahren begegnen 
wir auf dieser Ausstellung bei verschiedenen Ausstellern. Die Galvanoplastik fand inner- 
halb der Bronzeindustrie relativ nur sehr wenig Anwendung. Hoffen wir, dass die zur 
Forderung der Bronzeindustrie bestimmten verschiedenen Kunsttechniken hinlänglich 
erstarken und der Industrie selbst bald von grüsserem Nutzen sein werden. 
Wir halten es wohl nicht für passend, in eine Detailkritik der ausgestellten Gegen- 
stände einzugehen, können aber nicht umhin, zu bemerken, dass jene grosseren Gegen- 
stande in Bronze, welche für die monumentalen Bauten, wie die Hofmuseen, Votivkirche 
und das neue Burgtheater bestimmt sind, selbstverstandlich eine hervorragende Rolle in 
der Ausstellung spielen. Die Erolfnung der Votivkirche, welche im Monate April vor sich 
geht, wird ohnedies Anlass geben, die Aufmerksamkeit auch auf die Bronzeindustrie zu
	        
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