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Weniger die innere Unwahrscheinlichkeit jener Etymologie, als die
vollständige Ungewissheit darüber, bat die Perser zu einer noch gewag-
teren Conjectur verleitet. Weil der orientalische siklätün zumeist tief
azurblau war, so haben sie olfenbar von dieser Färbung die Herkunft
des Namens abgeleitet, indem sie sagen, siklät bedeute blau, gün die
Farbe, und aus dern ursprünglichen siklatgün, d. h. blaue Farbe, sei mit
Elidirung des g unser siklätün entstanden.
Aber nicht genug damit, stellen die arabischen Lexikographen unser
siklät, oder sikillät wie sie schreiben, mit sidschillät und sidschillätus als
synonym hin, und identificiren mit den Persern die beiden erstern liber-
dies noch mit Sakirlät, Aschkarlät (r- Scharlach)";
Um nun aus der Confusion, welche durch diese Vermengung in den
Schriften europäischer Gelehrten Platz gegrilien 7), herauszukommen, dlinkt
rnir nothwendig kurz Folgendes zu bemerken: Die Verwechslung von
siklät mit sidschillät geht aus Allem, was darüber berichtet wird, klar
hervor. Das zuerst Genannte, siklät vocalisirt a), scheint deshalb in sikillät
verwandelt worden zu sein, um es in vSilbenmass und Sinne (zine
um mfnu), wie der technische Ausdruck lautet 9), dem sidschillät gleich-
zustellen. Beide sind aber aus dem Lateinischen genommen.
a) Ersteres, siklät, kann nichts anderes sein als die Arabisirung von
grclas (sc. vestis), welches ursprünglich auf die unten rund zuge-
schnittene Form von Frauenkleidern gierig; wurde jedoch gleich dem
mittellateinischen qyrlatus l") auch auf den Stoff, aus dem man die
cyclades verfertigte, übertragen"). Die arabisch-persische F orrn sikldtün
(saklätün) hingegen scheint mir, wie auch einige persische Lexiko-
graphen annehmen, nach Art der Bildung persischer l-laupt- und Bei-
wörter, die eine Aehnlichkeit oder Beziehung bezeichnen, aus siklät
(saklät) mit Hinzufügung! des Sul-Iixes -z'm gebildet zu sein m). Somit
wäre auch die Entstehung der abendländischen Formen auf -un, -on,
wie ciclatun, ciclaton u. s. w., auf orientalischen Einfluss zurück-
zuführen. Thatsache ist, dass das orientalische xisiklätünu in den
") Schon Abü 'Amr (1- 77!) im Tädsch el-ärüs, tom. V, p. 14.8 begeht eine solche
Verwechslung, wenn er über sidschilllit sagt: i-sein Ursprung ist aus Rum, man sprach
es sikldt aus, und es war tiefazurblau und pistazienfiirbig-r. Vgl. ferner, l. c. V, p. 156:;
Vullers, Lex. s. vv. sakirlät und saklätun.
') So schreibt Francisque-Michel (Recherches sur le commerce, la fabrication
et l'usage des ätoffes de soie etc. pendant le Moyen-äge, 1851, l, p. 234): nSicldtoun
s'ecrit egalement sicla"! et sidjlät. On trouve aussi les formes sekerlat et eskerlat...- etc.
') Dozy, Supplement aux Dlctionnaires Arabes, 1877, l, p. 15.
V) Tadsch el-'arüs, V, p. x56.
"') Du Cange, s. vv. cyclas, cyclatus.
") Selbst die persischen Lexikographen nennen noch die sakalät i-Kleideru (dschä-
mehä) aus Lianen, welche in der angeblichen Stadt -Siklätüm sollten gewebt wprdeqsejq.
") Wie z. B. uskurün aus seoria (dxmqiu), antaliün oder antalisün aus äyqjgtp; etc.