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würdigen Erzeugnisse durchmustert hat, bieten die vortrefflichen, mit
richtigem Sinne gewählten Photographien von Brogi eine willkommene
Erinnerung.
Olfenbar hatte das Atelier der della Robbia die Hände voll Arbeit,
um den zahlreichen Bestellungen zu genügen. Diese Künstlerfamilie und
ihre Gesellen arbeiteten allem Vermuthen nach wohlfeil, sie kargten
dabei nicht mit dem Besten, und was sie darboten, war dem Preise wie
der schlichten, reinen Richtung der Empfindung nach eine echte Kunst
für's Volk. Noch jetzt begegnet man auf Schritt und Tritt einem GruBe
aus dieser einzigen Werkstatt auf den Straßen von Florenz und in den
toskanischen Gauen ringsum, in Fiesole, Prato, Pistoja, Empoli, San
Miniato al Tedesco, Volterra, S. Maria a Ripa, Lamporrechio und
anderen ganz kleinen Orten Toscana's, wie Fresciano, Gallicano,
Badia Tebalda, Pescia, Lari u. a. Au Straßenecken, im Klosterhof,
über halbversteckten Thüren von Capellen, kleinen Kirchlein und
Oratorien trift man oft auserlesene Werke der Schule an; aus allen
Winkeln leuchtet uns der Schimmer und Schmelz dieser bescheidenen
Thonkuust überraschend entgegen, wie ein Lichtstrahl aus einer höheren
Welt, der in's gewöhnliche Alltagsleben verklärend hineinfällt. Wenn man
vom alten Rom sagte, sie sei die Stadt der Statuen gewesen, so kann man
Florenz im Quattrocento ebenso eine Stadt der Maiolikasculpturen nennen.
Giovanni, der Repräsentant der dritten Generation der Robbia-
Kunst, fügte zu dem großen Repertoir der väterlichen Erbschaft noch
einen Typus hinzu: Das Lavatojo oder den Sacristeibrunnen. Der
später sich regende, ornamentale Bautrieb der Terracottakunst, der schon
in den Rahmencompositionen der Altäre sich kundgab, fand da sein volles
Genügen. Das berühmte Hauptwerk dieser Art ist das Lavatojo in
S. Maria Novella zu Florenz (von 1497); ein anderer Sacristei-
brunnen, dem oben genannten verwandt, aber weit geringer, beiindet sich
in S. Niccolo da Tolentino zu Prato. Hier ist die Majolika-Architek-
tonik mit allem plastischen und decorativen Zugehör völlig auf ein Marmor-
problem eingegangen, um dasselbe in ihrem eigenen Sinn gefällig zu
lösen. Gut gesellen sich übrigens der Glanz, die reinlich schimmernde
Glätte der glasirten Terracotta und auch ihre Farbenhaltung zu dem
Wasserstrahl. Die Compositionsform der Lavatoio ist eigentlich dieselbe,
wie jene des florentinischen Wandgrabmales. Zwei ornamentirte Pilaster
rahmen die Flachnische ein. In derselben nimmt ein fein stilisirtes Muschel-
becken auf einem caunelirten Ständer die Stelle des Sarkophags ein.
Geflügelte Engelsköpfe pusteu aus ihren Mäulchen das bischen Wasser
aus, das man hier zum Händewaschen braucht. Ueber dem Architrav
und dem Festonfries mit ilatterndem Bandwerk eine lieblicbschöne
Madonna zwischen anbetenden Engeln in der Lunette. ln der Bogen-
umrahmung der letzteren ein üppiger Halbkranz mit Blattwerk und
Früchten. Und damit es weiter an fröhlichen Guirlanden nicht fehle,
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