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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1888 / 10)

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Bauernmalerei Anlass. Aus Thewalfscbem Besitze rührt auch ein besonders schöner 
Krug mit architektonischem Aufbau und Medaillons von vorzüglicher Prägung her. Kost- 
barkeiten ersten Ranges sind die beiden grauen, mit feiner hellblauer Glasurversehenen 
Krüge aus Oppenheim'schem Besitze, ein Doppelhenltelkrug und ein ei-nundeinhalbfacher 
Ringltrug. ln demselben Schranke befanden sich die sogenannten Brotkrüge, tiefblau 
glasirte Krüge mit weitem, rundem Bauche. Ein kleines Vexirkrüglein mit dunkelblauer 
Glasur ist noch hervorzuheben, besonders aber eine prachtvoll graubraune Eule, deren 
Gefieder mit der größten Genauigkeit modellirt ist. Unter den Frechener Krügen ragte in 
erster Linie Oppenheim's großer Bartmannskrug hervor, einen dickbauchlgen, langbar- 
tigen Mann darstcllend, dessen Gesicht hlaulich emaillirt ist. Dieser Bartmannskrug gilt 
Kennern als ein besonderes Kleinod. Ein kleinerer Bartmannsltrug hat Blumenranken als 
Zieraih, deren Blüthen die Stammtlfel Christi darstellen. Auch diese werrhvolle Eigenart 
gehört der Oppenheimkchen Sammlung an und ebenso eine sehr schüne Schnelle rnit 
der Darstellung des Sündenfalles. Bei den Nassauer Thongerathen ist insbesondere der 
große, mehrfarbige Doppelkopf eines Türken und einer Frau als merkwürdige Seltenheit 
zu beachten. Bei den nassauischen Topferwaaren können wir auch beobachten, wie lange 
dieser Betrieb den ungünstigen Verhältnissen widerstanden hat. Wir sahen nämlich 
Tintenzeuge aus dem vorigen und dem Beginn des jetzigen Jahrhunderts, die noch in 
der Form sehr tüchtig waren, aber in der Glasurfarbung den Verfall deutlich aufwiesen. 
Ganz prächtig sind die niederen runden Kreussener Krüge mit ihren farbenfrischen und 
bis in's Kleinste sauber ausgeführten, buntfarbig emaillirten Jagdbildern, biblischen und 
mythologischen Stoffen auf mattbraunem Grunde. Auch sogenannte fränkische nTrauer- 
krüge: in graubraunern Colorit, wie sie bei den Leichenscltmausen verwandt wurden, 
waren vorhanden. Sehr bemerkenswerth ist ein farbig bemalter Krug, welcher in Thon 
einer plastischen Elfenbeincomposition nachgebildet ist. Als Hauptstücke der Ausstellung 
müssen insbesondere die sogenannten nl-lirschvogelltrugeu bezeichnet werden. Mitten unter 
diesen Erzeugnissen zeichnete sich ein Krug in der Gestalt einer hochbeinigen Eule aus, 
durch den feinen Reiz der Färbung sowohl wie die vollendete Modellirung. - In der 
kleineren Ausstellung von Glaserzeugnissen reprasentirte zunächst das überaus kost- 
bare grüne Florentiner Glas mit der Darstellung des Triumphes der Venus in bunter 
Emaille einen Kunstsehatz ersten Ranges. Unter den schonen venetianischen Glasern 
lenkten durch ihre eigenartige technische Vollendung diejenigen die Aufmerksamkeit 
besonders auf sich, welche in anmuthigen regelmaßigen Windungen mehrfache weiße 
Schnurstreifen in farblos klarem Glase zeigen, in anderen Stücken die Schnurstreifen zu 
einem breiten rnilchfarbenen Bande verdichten und endlich in zwei ganz außerordentlich 
schonen Gllsern mit weiß und rothem oder weiß und gelbem gewundenen Muster ein 
ganz undurchsichtiges, opaltes Glas zeigten. Auch unter den deutschen Gläsern fanden 
wir zwei Prachtstücke opalter Glaser, hellblau und rostbraun, sowie sehr bemerkens. 
werthe marmorirte Glaser und die nicht minder eigenartigen Eisglaser. Als Hauptstück 
unter den deutschen Glasern war ein großer bemalter Pocal zu bemerken. 
(um... Ztgu) 
Römisches Gfäbeffüld. Aus Mainz wird der nFrankf. Ztg.- geschrieben; rDn; 
römische Graberfeld in der nNeuen Anlagen 'bietet dem hiesigen Alterthumsvereine 
tüglich neue und interessante Ausbeute. Bis ietzt ist es gelungen, etwa 30 römische 
Grabstatten bloßzulegen und sind dabei die verschiedensten Beerdigungsarten constatirt 
worden. Auf einem und demselben Todtenfelde wurden Stein-, Holz- und Bleisarge auf- 
gefunden. Von dem Materiale der l-lolzsarge wurden kaum noch einige vermoderte Frag- 
mente gefunden, doch beweisen die vollständig von Rost zerfressenen großen Nägel, 
welche diese Grabstatten aufweisen. dass das zu den Sargen verwendete Material von 
besonderer Starke gewesen sein muss. Die Bleisarge sind durch den Druck der auf ihnen 
liegenden Erdmassen hauftg eingedrückt, aber auch in ihnen sind die Beigaben der Todten 
gut erhalten. In einem Steinsarge wurden sechs vollstandig erhaltene, kunstvoll gear- 
beitete gerippte Glaser mit durchbrochenen Henkeln gefundene 
Hinzu als Beilage: 
Programm der Kunstgewerbeschule des k. k. Oesterr. Museums 
für Kunst und Industrie. 
Für die Redncrion vmuzwonlich : J. Feinen-in und F. Rirltr. 
Selbstverlag du k. k. Oenerr. Museum: für Kumt und Induurie. 
luehdrnckunl m. cm Buch-I'm am, m wxu.
	        
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