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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1888 / 10)

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nämlich jeden Gegenstand so aufzustellen, wie und wo er an seinem 
Bestimmungsorte zu stehen käme, eine Anordnung, welche darauf hin- 
ausläuft, den ganzen Raum in Wohnräume aufzutheilen und in diese 
Wohngemächer Glas, Porzellan, Bronzen, Möbel und was "ihnen sonst 
zukommt, wohnlich aufzustellen. Dieses Princip, wie wir schon in einer 
Kritik jener früheren Münchener Ausstellung nachgewiesen haben, ist bei 
jeder größeren Ausstellung undurchführbar. Es mag dem Laienpublicum 
sehr freundliche Blicke gewähren, aber es schädigt vollkommen das 
Interesse der Aussteller und der großen Aussteller zumal. Was würde 
z. B. Lobmeyr dazu sagen, wenn man seine Ausstellung, welche jetzt 
in ihrer Ganzheit den imponirendsten Eindruck macht und ein richtiges 
Bild seiner außerordentlichen Leistungen und Bestrebungen abgibt, wenn 
man sie durch zwanzig, dreißig oder mehr Zimmer vertheilen würde? 
Oder würden die "Porzellanfabriken von Meißen und Berlin es sich 
gefallen lassen, in gleicher Weise verzettelt zu werden? 
Man ist daher sehr bald von dieser Absicht zurückgekommen und 
hat es jedem Lande überlassen, auf dem ihm zugewiesenen Raume nach 
seinem eigenen künstlerischen oder unkünstlerischen Belieben die An- 
ordnung zu machen. Das ist nun freilich einigermaßen ungleichartig 
und ungleichwerthig ausgefallen. Stellenweise drängen sich die Gegen- 
stände, wie in ,der Badener und Württemberger Abtheilung, anderswo 
lassen sie zu viel freien Raum, wie im Elsasser Gebiete; zuweilen ist 
das Arrangement sehr gelungen, wie mehrfach in der Münchener Ab- 
theilung oder in jenem hallenartigen Raume, welchen einerseits die Ber- 
liner, andererseits die Meißener Porzellanfabrik begrenzt. Das Wunder- 
lichste und Bizarrste im Arrangement haben die Nürnberger geleistet, 
welche ihre Arbeiten künstlich in Grotten und Höhlen versteckt haben; 
nicht einmal elektrisches Licht, das den ganzen Tag unterhalten werden 
muss, hat sie hinlänglich sichtbar gemacht. 
In dieser Beziehung macht die Ausstellung einen sehr gemischten 
Eindruck. Dieser erste Eindruck bleibt auch, wenn man die einzelnen 
Gegenstände aus künstlerischem Gesichtspunkt betrachtet. Man stößt 
unleugbar auf sehr viel Gutes und findet andere Gegenstände, an denen 
man nicht ohne Kopfschütteln vorübergeht. 
Die erste Frage für Jeden, der diese Dinge in ihrer Entwickelung 
verfolgt, ist wohl die: wie steht es mit der "deutschen Renaissanceu? 
Bekanntlich hat das deutsche Kunstgewerbe seit fünfzehn Jahren etwa, 
insbesondere seit den Erfolgen der Ausstellung von 1876, sich diese 
Stilart erwählt und mit gleichem Eifer und Geschick, man kann wohl 
sagen durch das ganze Deutschland sich zu eigen gemacht. Mittlerweile 
hat man ja geschrieben und gesprochen von Louis XIV. und Rococo, 
und es schien noch vor Kurzem, als 0b das deutsche Kunstgewerbe in 
voller Umkehr begriffen sei, als ob die deutsche Renaissance schon ein 
verlassener Standpunkt sei und man mit vollen Segeln in den Geleisen
	        
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