Die Kunst im Handwerk. Vademecum für Besucher kunstgewerblicher
Museen, Ausstellungen etc. Von B. Bucher. Dritte verbess. Auflage.
Mit 26 Holzschnitten. Wien, Wilh. Braumüller, t888. 8". VIII, 216 S.
H. i'8o.
Die soeben erschienene dritte Auflage dieses beliebten kunstgewerblichen
Taschenbuches hat neben einigen zweckmäßigen Aenderungen in üder Gruppirung des
Stoffes, wie z. B. bei der Uebersicht der Baustile, viele durch_ die technischen Fort-
schritte bedingte Zusätze erfahren. Namentlich gilt dies hinsichtlich der Capitel: Einail,
Glas, Keramik, Metallarbeiten und graphische Künste, wo überall den neuesten Errungen-
schaften Rechnung getragen ist. Den Illustrationen sind die Darstellungen der verschie-
denen Gewebe-Bindungen zugefügt und auch die Literalurangaben sind _auf den heutigen
Stand ergänzt worden. Eine dankenswerthe äußere Zugabe, auch eine Verbesserung
gegen die früheren Auflagen, ist der hübsch ornamentirte Einband, in welchen der Ver-
leger nunmehr das Buch gekleidet hat. R-f-
et
Der Erzengel Michael in der bildenden Kunst. Ikonographisghe Studie
von Dr. Friedrich Wiegan d. Stuttgart, Steinkopf, 1886. S". 83 S.
Die christliche lkonographie erfreute sich in neuester Zeit einerseits mancher
werthvoller Beiträge, wie etwa der vEtudes iconographiques- von Eugene Müntz; an-
dererseits hat sie auch herzlich missglückte Arbeiten aufzuweisen, wie eine Studie über
iiAdam und Eva in der bildenden Kunst: (Leipzig 1887). Es freut uns, dass wir die
neue Monographie über die Michaels-Darstellungen ohne Bedenken unter die besseren
ikonographischen Arbeiten der letzten Jahre einreihen können. Das Wiegand'sche Buch
gibt von Fleiß und Ausdauer des jungen Verfassers das beste Zeugniss und muss nicht
nur dem Kunstgelehrten, sondern auch den bildenden Künstlern empfohlen werden, be-
sonders solchen, denen es etwa zukommt, ein Michaelsbild zu gestalten. Fr.
ÄK
Die Akropolis von Athen. Nach den Berichten der Alten und den neuesten
Forschungen. Von Adolf Boetticher. Mit 132 Textfiguren und 36
Tafeln. Berlin, Julius Springer, 1888. 8". XV, 295 S. M. 20.
Der Erfolg seines Buches über Olympia hat Adolf Botticher veranlasst, ein gleich-
artiges folgen zu lassen, das die Akropolis von Athen zum Gegenstand hat. So an-
erkennungswerth das erstere war, dem zweiten gegenüber können wir weder die Idee
selbst noch ihre Ausführung als eine glückliche bezeichnen. Wohl hat das Volk das
Recht einmal von der Wissenschaft ein Buch über die Akropolis zu erhalten, über jene
Stätte, die noch mehr als der heilige Bezirk am Alpheios der ganzen Menschheit gehört,
aber ist das Erscheinen eines solchen Werkes nicht gerade jetzt verfrüht, wo die
Forschung über die Burg von Athen bei weitem noch nicht abgeschlossen ist, im
Gegentheile durch neue Ausgrabungen und Funde erst recht wieder in Fluss kommt?
ln wenigen Jahren wird die von der griechischen archäologischen Gesellschaft in Angriff
genommene systematische Durchforschung der Akropolis abgeschlossen sein; bis dahin
hatte der Verfasser mit dem Abschlusse seiner Arbeit warten sollen, wenn es ihm
wirklich um die Sache ernst war, wenn er dem Belehrung suchenden Laien nicht etwas
in die Hand geben wollte, was wahrscheinlich sehr bald veraltet Iein wird. Doch ab-
gesehen davon, dass der Zeitpunkt für das Erscheinen des Werkes schlecht gewählt ist,
dieses selbst ist in Inhalt und Form gleich mangelhaft. Auf eine Besprechung der zahl-
reichen Irrthünier können wir hier nicht eingehen, nur über die Form sei ein Wort
gesagt. Das Ganze macht einen recht buntscheckigen Eindruck dadurch, dass Botticher
die von ihm benutzten Quellen oft seitenlang wörtlich citirt; was von ihm selbst stammt, ist
rein im Baedelterstil geschrieben. Die Thatsachen werden in trockenem lehrhaften Tone
berichtet, nirgends finden wir einen erhebenden Schwung der Sprache. Ein populäres
Buch aber, dessen Lectüre sich nicht zu einem Genusse, sondern zu einer ermüdenden
Arbeit gestaltet, hat im Vorhinein seine Aufgabe verfehlt. Compilii-t wie der Text sind
auch die Abbildungen. Wir glauben nicht, dass auch nur eine speciell für das Werk
angefertigte in demselben enthalten sei. Daran würde nun nicht so viel liegen, wenn die
Bilder nur ihrem Zweck entsprachen. Das ist aber vielfach nicht der Fall. Tafel l bietet
doch eine auch in der Technik ganz ungenügende und unerfreuliche Ansicht der Akro-
polis; die aus den nAncient marbles- wiederholten Stiche nach den Parthenon-Bildwerken
muthen in einem modernen Buche recht fremdartig an, u. s. w. Zum Sehlusse müssen
wir noch eine Bemerkung über den Einband machen. Die Vorderseite desselben zeigt
groß und rnh in Goldcontouren auf den dunklen Leinenüherzug gepresst die Varvakion-