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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1888 / 11)

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Eingerichtete Zimmer, sowie überhaupt die Arbeiten des Tisch- 
lers und Tapeziers nahmen nicht den Platz ein, wie jetzt gewöhnlich 
auf gewerblichen Ausstellungen. Kopenhagener Bau- und Möbeltischler 
waren vielfach an der Herstellung und Ausstattung von Ausstellungs- 
bauten betheiligt; das Getäfel der Repräsentationsräume zeichnete sich- 
durch sehr gelungene Intarsiamalerei von MöllmannßtCo. aus: eine feine 
schwarze Umrisslinie hob das lichtgelbe Ornament kräftig ab wie an alten 
Einlegearbeiten; den wenigen dänischen Zimmern ist nachzurühmen, dass 
sie in Zahl und Constructiou der einzelnen Möbel dem Bedürfnisse des 
Mittelstandes entsprechend erschienen. Ein Schränkchen, gemeinsames 
Werk des Architekten Krog, des Tischlers Gundel und des Malers Lorenz 
Frölich, fiel auf durch die Nachahmung des japanischen Lederpapiers in 
Holz mit ausgestochenem und vergoldetem Grunde und durch die Be- 
malung mit Wasserlilien und Schmetterlingen. ln ähnlicher Weise trat 
fast überall der Japonisme hervor, namentlich bei Franzosen und Eng- 
ländern, auch in den Versuchen mit Lack, die nicht besser ausfallen, als 
die entsprechenden der Holländer im siebzehnten und achtzehnten Jahr- 
hundert. 
Beachtung verdient eine Neuerung, welche Frau Hage's Husflids- 
skole in Oremandsgaard eingeführt hat: die Anwendung der altbekannten 
Kerbschnitzerei bei der Decorirung von Möbeln von schwarzgebeiztem 
Holze. Während an den Kästchen und anderen Kleinigkeiten, ebenso 
wie an dem Gebälke von Häusern in Niedersachsen die gekerbten Ver- 
zierungen sich nur durch Schatten und Licht von dem Grunde unter- 
scheiden, erscheinen dieselben hier in der Naturfarbe des Lindenholzes 
fast wie Elfenbeineinlagen; und so einfach die Elemente der Decoration 
sind, lässt sich mit denselben doch eine sehr hübsche Wirkung erzielen, 
wenn die Rosetten, Sterne, Laubzweige u. s. w. geschickt und mit 
Maß angebracht werden, so dass nicht, wie an einzelnen Stücken der 
Fall war, das Weiß vorherrscht. Sämmtliche in dieser Art behandelte 
Möbel hatten Käufer und noch mehr Besteller gefunden: ein "erfreulicher 
Gegensatz zu den Leporelloregistern von Käufernamen, welche man sonst 
grade bei den abgeschmacktesten Dingen sah; diese Möbel bildeten aber 
auch den Glauzpunkt des ganzen hmtjlid, der außerdem größtentheils 
unnütze Dinge und klägliche Dilettantenarbeiten zu Tage gefördert hatte- , 
Allerdings kann die Anstalt in Oremandsgaard nicht mehr zu den Hand- 
fertigkeitsschulen gerechnet werden, sondern ist eine Lehrwerkstätte. 
Die wenigen Möbel aus Frankreich zeugten für den herrschenden 
EinHuss des japanischen Stils, so namentlich die Lackmöbel und die mit 
Pflanzen eingelegten von Gallee in Nancy, und merkwürdigerweise standen 
da Feinheit und Roheit hart neben einander. Ganz barbarisch mutbete 
ein Lehnsessel an, in dessen Ueberzug ein Pfau gestickt ist: der Körper 
liegt auf dem Sitze, zum Theil auch noch die Schwanzfedern, die dann 
einen scharfen Bruch erleiden, um an der Rücklehne aufsteigen zu können;
	        
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