Werkstattarbeit neben einander her, so dass gleichzeitig das Zeichnen,
Malen, Modelliren, Componiren, Bereiten der Masse, Drehen, Formen,
gewerbliche Chemie, Geschichte der Keramik u. s. w. getrieben werden.
Der Verfasser rühmt den neuen Geist, welcher seit (88! durch den
Director Lauth in das Institut eingeführt worden ist, namentlich das Los-
sagen von dem Manierismus in den menschlichen Figuren.
In der Manufaciure des Gabelins werden etwa 50 zwölf- bis fünfzehn-
jährige Knaben, meistens Söhne von Künstlern oder Arbeitern der Fabrik,
im Elementarzeichnen, darauf im Zeichnen und Malen nach Blumen, Gyps,
Ornamenten, im Componiren und im Copiren alter Gobelins unterrichtet,
und treten hierauf in die Werkstätten ein. Wöchentlich wechselt das
Zeichnen nach der Antike und nach der Natur ab. Der Unterricht ist
unentgeltlich; außerdem erhalten die Zöglinge im ersten Jahre ioo, im
zweiten 600, im dritten goo Frcs.
Alle drei Monate werden Prüfungen gehalten. Nach dem Austritt
aus der Schule werden sie Lehrlinge der Tapisserie, nach der Rückkehr
vom Militärdienst und abermaliger Prüfung erhalten sie den Titel Künstler.
Jeder Künstler hat eine eigene Wohnung mit Gärtchen auf dem Grund-
stücke der Fabrik, die Besoldung kann in 25- bis 3ojähriger Dienstzeit
bis auf 3000 Frcs. jährlich steigen, und nach 30 Jahren erhält jeder eine
Pension von 1200 bis 1500 Frcs.
Außer dem Teppichknüpfen lernen die Zöglinge auch Farbenchemie,
Farbenlehre, Technik des Färbens etc. Alle Wolle wird weiß gekauft und
in der Fabrik selbst gefärbt.
Unter Herrn Gerspach, dem Director der Gobelinfabrik, steht auch
die 1876 gegründete Schule für Mosaikarbeilen, aus welcher z. B. die
Mosaikböden im Pantheon, im Louvre-Museum und in der neuen Kathe-
drale zu Marseille hervorgegangen sind. B. B.
Eine Entdeckung auf dem Gebiete deutscher
Goldschmiedekunst.
Während der Katalog des neu aufgestellten Museums im Stifte
Klosterneuburg, verfasst von Boeheim und llg, eben im Drucke ist, er-
eignete sich ein interessanter Fund, welcher für alle Freunde und Kenner
des deutschen Kunstgewerbes und seiner Geschichte von großem Interesse
sein dürfte. Im Schatze des Stiftes befindet sich eine prachtvolle Garnitur
von zur heiligen Messe bestimmten Geräthen, ein Kelch, zwei Ampullae
und eine dazu gehörige Tasse, Alles von feinstem Golde, mit reicher,
höchst geschmackvoller Decoration in jener Gattung email translucide mit
Blumen, Obstbündeln und Festons, wie diese Art Ornament und Technik
die Goldschmiede, welche für Kaiser Rudolph II. arbeiteten, charakterisirt,
vorzugsweise Attemstetter in Augsburg, Lencker in Nürnberg etc. Jene