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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 175)

Universitätskirche zu Salzburg, welche noch den reinsten Renaissance- 
charakter haben und doch für diesen Kirchenbau gleichzeitig entstanden. 
Vor Allen sind unter den grossen Künstlern jener Tage zwei Franzosen 
zu erwähnen, welche unserem Handwerk gedient haben, obwohl ihr eigent- 
licher Beruf in der decorativen Architektur und Malerei gelegen wart 
Jean Berain und Jean le Pautre. Der Erstgenannte, 1639 zu Saint- 
Mihiel in Lothringen geboren, in Paris den 25. Jänner 17l1 gestorben, 
lieferte ein grosses Ornarnentenwerk in 156 Tafeln, schmückte den Louvre 
mit seinen zierlichen und geistvollen Compositionen und bildet durch seine 
meist im Geschmacke des sog. Grotesken gehaltenen Decorationen mit 
reicher Anwendung des Figuralen den Uebergang aus den letzten Stadien 
der französischen Renaissance Izum Stile Louis XIII. Scotin stach nach 
ihm 5 Bl. Gitterwerk von ausserordentlicher Schönheit. Le Pautre, ein 
Pariser (geb. 1617, gest. daselbst 1682), dessen Entwürfe meist le Blond 
vervielfältigte, bekundet entschiedenen Einfluss der Italiener, seine mytho- 
logischen Gebilde beherrscht eine gewisse Grossartigkeit, sein Ornament 
wird bereits wilder und schrankenloser. Von Schlosserwerk liefert er 
Gitterverzierungen, Entrees und Schlossbeschläge. Ebenfalls der älteren, 
vorherrschend figuralen Richtung gehört auch H. Brisseville im 17. Jahrh. 
an. Ausser diesen wäre zu erwähnen Jean Marot, ein Architekt, welcher 
1679 in Paris starb, und für das Schloss Maison ein Eisenthor entwarf, 
Pierretz le ieune, von dem mehrere livres de serrurerie vorhanden sind, 
Aubert (in Paris um 1788), Babin, Caillouet, welcher die Gitter am Hötel 
de Jardins zeichnete, La Londe, Alle bereits im antikisirenden Stile 
Louis XVI. zeichnend, und endlich der sehr fruchtbare Jean Francois 
Neulforge (geb. bei Lüttich 1714.) ein Architekt und Bildhauer, welcher 
schier für alle Handwerkszweige Muster, indess schon in sehr nüchternem 
Stile, zu schaifen wusste. Ein Franzose, dessen Thätigkeit für Deutsch- 
land direct von Bedeutung wurde, war ferner Francois de Cuvilies. Sein 
Vater, als Architekt für den Kurfürsten von Köln und Baiern beschäftigt, 
zog ihn in derselben Richtung heran, welche man stilistisch bekanntlich 
mit dem Ausdrucke Muschelwerk zu bezeichnen liebt; er starb im Jahre 
1770. Treppen-, Balcongitter und Aehnliches von einem Pariser Schlosser, 
Namens Michael Haste, sind gleichfalls im 18. Jahrhundert gestochen worden. 
Im Jahre 1771 fertigte der Pariser Schlosser Gerard oder Girard einen 
vielbewunderten eisernen Baldachin, einen Altaraufsatz, welcher trotz 
seiner Höhe von 16' so leicht gearbeitet war, dass ihn vier Männer be- 
quem tragen konnten. 
In Deutschland bewirkte der grossartig betriebene Kunstverlag die 
häufige Vervielfältigung und Verbreitung dieser fremdländischen Vorlagen, 
woran die berühmten Firmen Nürnbergs und Augsburgs vor Allem theil- 
haben. Unter den einheimischen Künstlern, von deren Hand wir Hieher- 
gehöriges besitzen, neigt sich der zu Somrnerein in Ungarn 1748 geb. 
Johann Thomas I-Iauer in seinem Cahier des Dessins a PUsage des Arti- 
4.
	        
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