diese Arbeiten boten ein reiches Material für den Fachmann, lehrreich
durch den hier möglichen Vergleich der alten Facharbeiten mit den Lei-
stungen der Gegenwart.
L eipz i g im Frühsommer.
Antike Gläser aus Aquiloia.
Durch die freundliche Vermittlung des Herrn Heinrich Majonika
in Görz gelang dem Oesterr. Museum die Erwerbung einer Reihe von antiken
Glasfragmenten, welche in mehr als einer Hinsicht seine Sammlungen zu
ergänzen geeignet war. Das Oesterr. Museum besitzt schon seit mehreren
Jahren eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Fundstücken dieser Art,
durchgehends römischer Provenienz, welche es freundlicher Berücksichtigung
der Secretäre des römischen Institutes, erst Heinrich Brunns, dann
W. Helbig's verdankt. Um so erfreulicher war es, diese Collection durch
Gegenstände norditalischen Ursprungs bereichern zu können, deren Interesse
für Oesterreich dadurch wächst, dass sie einem antiken Fabriksorte ent-
stammen, der jetzt innerhalb seiner Grenzen liegt. Herr Domenico Delneri,
Segretario Comunale zu Fiumicello, hat sich seit langer Zeit bemüht, die
besten Fundstücke von Gläsern aus dem Boden des alten Aquileia zu
erwerben, so dass er nun dem Oesterr. Museum 1x0 Stücke abtreten
konnte. Aquileia war im Alterthume durch die Kunst und Geschicklichkeit
seiner Glasarbeiter berühmt, und wir werden durch die vorliegenden
Fragmente belehrt, dass es diesen Ruhm mit Recht beanspruchen konnte.
Fast alle jene subtilen Techniken, welche gegenwärtig den Scharfsinn des
lmitators auf harte Probe stellen, finden wir vertreten: Nachahmungen
von Achat, mille fiori, gebänderte Gläser etc., von welchen wir nur die
seltensten hervorheben wollen: Fragmente von gestrickten Gläsern, wie die
meisten anderen einer flachen Schale angehörig, werden sich in wenigen
Sammlungen voründen. Dieser Technik, welche sowohl von Venezianern,
als auch von ihren böhmischen lmitatoren durch lange Zeit vortreElich
geübt wurde, wussten die Alten einen seltenen Reiz abzugewinnen.
Während in modernen Arbeiten dieser Gattung der Grund krystallhell
bleibt, winden sich hier die opaken weissen Fäden durch hellgrün schim-
merndes leise getrübtes Glas, und da der Rand der Schale, ein blauer
Streif mit weissen Faden umwunden, einer Schnur gleicht, gewinnen wir
ein Bild, das sich mit den zarten Bissusgeweben des Orients vergleichen
lässt. Eine andere Reihe zeigt auf durchsichtigem Grunde verschieden-
färbige opake Flecken, als wären volle Pinsel darüber ausgespritzt worden.
Von besonders freundlicher Wirkung unter ihnen sind sehr dünne gold-
gelbe Gläser mit rothen und weissen Tupfen. Complicirter ist ein anderes
Stück, dessen Außenseite einen schön gebänderten Achat nachbildet,
während die Innenseite weißliche Flecken auf bläulichem Grunde trägt,