talen und figuralen Reliefs zumeist den Charakter der modernen italieni-
schen Holzbildnerei zeigen, welche mehr den Eigenschaften des Marmors
als des Holzes entspricht. Die Holzreliefs der Berchtesgadener Aussteller
entsprechen noch am meisten dem Holzcharakter und sind einige Stücke
geradezu bewunderungswürdig; bedauerlicher Weise herrscht jedoch bei
den Berchtesgadener Erzeugnissen an rund gedrechselten und mit Schnitz-
werk überladenen Nippsachen der größte Naturalismus vor und dort wo
bei figuralen Darstellungen der Versuch gemacht wird in das Gebiet der
großen Plastik einzutreten, zeigt sich der Mangel jeder Schulung.
In Horn-, Perlmutter-, Bernstein- und Meerschaumarbeiten sind die
österreichischen Aussteller durch gute Leistungen vertreten, und überragen
die deutschen Fabrikanten in den ähnlichen Erzeugnissen im hohen Grade.
Die Meerschaurn- und Bernsteinarbeiten sowohl deutschen als österreichi-
schen Ursprungs zeigen leider die noch immer stillose, unrichtige und
unpraktische Verzierungsweise dieser Gebrauchsgegenstände. Unter den
Drechslerarbeiten müssen vor Allem die Erzeugnisse der Nürnberger Indu-
striellen hervorgehoben werden. An diese schließen sich dann die Leipziger
Producenten; doch wird von den meisten der Grundsatz ignorirt, dass ein
kunstindustrieller Gegenstand nicht nur schön, sondern auch brauchbar
sein muss, denn das Lob gilt hier nur den mustergiltigen Formen, der
virtuosen Ausführung der Schnitzarbeit, aber keineswegs der praktischen
Verwendbarkeit dieser Elfenbeinarbeiten. _ _ f
Von denbetreffenden Fachschulen in Oesterreich hatte bloßdie Schule
für Dreherei und Schnitzerei in Wien und die Holzschnitzereischule in
Haida in Böhmen ausgestellt. Letztere hatte eine Collection wirklicher
Lehrmittel für den Unterricht im Holzschnitzen zur Anschauung gebracht,
ein Umstand der sonst bei keiner der auf der Ausstellung vertretenen Fach-
schulen hervorgetreten ist. Von den Fachlehranstalten im deutschen Reich
war die Districts-Zeichen- und Schnitzschule in Berchtesgaden durch einige
geschmackvolle Holzarbeiten in Verbindung mit Marmor repräsentirt; ferner
hatte die Districts-Schnitzschule in Partenkirchen einige vorzüglicheHolz-
reliefs aufzuweisen. Die großherzoglich badische Schnitzereischule 'in
Furtwangen, die Fachschule des Vereines der Berliner Bildhauer, die
Schnitzabtheilung der Schule zu Sell in Sonneberg (Thüringen) zeigen,
dass die Wahl der verwendeten Vorlagen keineswegs als eine glückliche
bezeichnet werden kann, theils kranken sie an einseitig gewählten Lehr-
mitteln, theils zeigt sich bei den Schlülerarbeiten der Mangel eines organi-
schen Unterrichtes.
Die Gruppe der alten Facharbeiten war, wie wohl vorauszusehen,
sehr reich und durch vorzügliche Arbeiten vertreten. Sie bestand zumeist
aus Stücken der künigl. Sammlungen zu Dresden, vom Kunstgewerbe-
museum in Berlin, des sächs. Alterthumsvereines in Dresden, ferner aus
dem Besitze von Privaten, von Kuiist- und Antiquitätenhändlern. Alle
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