MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 177)

talen und figuralen Reliefs zumeist den Charakter der modernen italieni- 
schen Holzbildnerei zeigen, welche mehr den Eigenschaften des Marmors 
als des Holzes entspricht. Die Holzreliefs der Berchtesgadener Aussteller 
entsprechen noch am meisten dem Holzcharakter und sind einige Stücke 
geradezu bewunderungswürdig; bedauerlicher Weise herrscht jedoch bei 
den Berchtesgadener Erzeugnissen an rund gedrechselten und mit Schnitz- 
werk überladenen Nippsachen der größte Naturalismus vor und dort wo 
bei figuralen Darstellungen der Versuch gemacht wird in das Gebiet der 
großen Plastik einzutreten, zeigt sich der Mangel jeder Schulung. 
In Horn-, Perlmutter-, Bernstein- und Meerschaumarbeiten sind die 
österreichischen Aussteller durch gute Leistungen vertreten, und überragen 
die deutschen Fabrikanten in den ähnlichen Erzeugnissen im hohen Grade. 
Die Meerschaurn- und Bernsteinarbeiten sowohl deutschen als österreichi- 
schen Ursprungs zeigen leider die noch immer stillose, unrichtige und 
unpraktische Verzierungsweise dieser Gebrauchsgegenstände. Unter den 
Drechslerarbeiten müssen vor Allem die Erzeugnisse der Nürnberger Indu- 
striellen hervorgehoben werden. An diese schließen sich dann die Leipziger 
Producenten; doch wird von den meisten der Grundsatz ignorirt, dass ein 
kunstindustrieller Gegenstand nicht nur schön, sondern auch brauchbar 
sein muss, denn das Lob gilt hier nur den mustergiltigen Formen, der 
virtuosen Ausführung der Schnitzarbeit, aber keineswegs der praktischen 
Verwendbarkeit dieser Elfenbeinarbeiten. _ _ f 
Von denbetreffenden Fachschulen in Oesterreich hatte bloßdie Schule 
für Dreherei und Schnitzerei in Wien und die Holzschnitzereischule in 
Haida in Böhmen ausgestellt. Letztere hatte eine Collection wirklicher 
Lehrmittel für den Unterricht im Holzschnitzen zur Anschauung gebracht, 
ein Umstand der sonst bei keiner der auf der Ausstellung vertretenen Fach- 
schulen hervorgetreten ist. Von den Fachlehranstalten im deutschen Reich 
war die Districts-Zeichen- und Schnitzschule in Berchtesgaden durch einige 
geschmackvolle Holzarbeiten in Verbindung mit Marmor repräsentirt; ferner 
hatte die Districts-Schnitzschule in Partenkirchen einige vorzüglicheHolz- 
reliefs aufzuweisen. Die großherzoglich badische Schnitzereischule 'in 
Furtwangen, die Fachschule des Vereines der Berliner Bildhauer, die 
Schnitzabtheilung der Schule zu Sell in Sonneberg (Thüringen) zeigen, 
dass die Wahl der verwendeten Vorlagen keineswegs als eine glückliche 
bezeichnet werden kann, theils kranken sie an einseitig gewählten Lehr- 
mitteln, theils zeigt sich bei den Schlülerarbeiten der Mangel eines organi- 
schen Unterrichtes. 
Die Gruppe der alten Facharbeiten war, wie wohl vorauszusehen, 
sehr reich und durch vorzügliche Arbeiten vertreten. Sie bestand zumeist 
aus Stücken der künigl. Sammlungen zu Dresden, vom Kunstgewerbe- 
museum in Berlin, des sächs. Alterthumsvereines in Dresden, ferner aus 
dem Besitze von Privaten, von Kuiist- und Antiquitätenhändlern. Alle 
9?
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.