Wer sich für die Staatsgewerbeschule in Graz interessirt, wird in denrehen er-
schienenen Programme und Jahresberichte derselben eingehende Auskunh findenI '
An die Gewerbeschule schließt sich eine gewerbliche Piottbildun sschule
an, die im Schuljahre i879[8o von 255 Schülern besucht war; 'Die baugewer liche Ab-
thcilung weist 46 Schüler, die ornamentale (kunstgewerbliche) Abtheilung 32, "der offene
Zeichensaal 3x Schüler auf. im Lehrkörper wirken mehrere aulzh auf kunstgewerblichem
Gebiete bewährte Lehrkräfte: die Architekten Laulil, Gunolt, l-lerm. Kühn, Bildhauer
Karl Lacher, Maler Lepuschütz u. s. w. Als Director fungirt Architekt Lauzil.
(Teohnologisohes Gewerbemuseum in vwian.) , Im Anschlusse
an das in Nr. 179 der "Mittheilungenu abgedruckte Programm - der fach-
lichen Lehrcurse am technologischen Gewerbemusenm bringen wir heute
das eines Specialcurses für hausindustrielle, Schnitzerei und
D r e ch sie rei, welchen die Direction des genannten Institutes im nächsten
Winter versuchsweise einzurichten beabsichtigt. _, j, I, _ .3-
ln diesen Specialcurs sollen nur solche lndividuen aufgenog werden, welche
der Hausindustrie treibenden Bevölkerung irgend eines österreichischen ebietes angehören
und vermöge ihrer persönlichen Verhältnisse die Aussicht bieten, dass sie nach Absohrinmg
des Gurses in ihren früheren Wohnort und zu ihrer früheren Bescheinigung wieder uirück-
kehreu. Dass man dabei jüngere und begabte Individuen in's Auge fnssenmusi, schon um
der Chance einer längeren, und nachhaltigen Wirkung wegen, ist wohl selbstverständlich,
Diese bei hausindustrieller Beschäftigung aufgcwachsenen Personen müssen jedoch dem
Mannesalter angehören, schon deshalb, um jenen Einfluss zu gewährleistetijden sie nach
der Rückkehr in ihre Heimatsgemeinde auszuüben berufen sein werden. 'Von der richtigen
Auswahl der Personen hängt der Erfolg vollständig ab. Diese Individuen-hätten in Wien
einen sechsmonatlichen Curs durchzumachen. bei dem sie vom frühen Morgen bis
Abends in ihrem speciellen Berufe, d. i. in der Holzverarbeitung, unterrichtet würden.
Den ganzen Tag über, mit Ausnahme einiger Stunden, die dem Zeichenunterrichte
zu widmen waren, haben sich'die Zöglinge des Specialcurses in einer für uiespeciellainä
gerichteten Werkstätte mit praktischen Aufgaben zu befassen. Sie sollen da eineh voll-
ständig systematischen Unterricht in der Sch ni tzer.ei und einen solchen in der Drechs-I
ierei erhalten und dabei mit den besten Werkzeugen und l-lilfsmaschinen, welche eiries
Antriebes durch Elementarkräfte nicht bedürfen, vertraut gemacht werden.
Außer der praktischen Unterweisung in der Lehrwerltstatte des Museums wird ein
Unterricht im elementaren Freihand- und geometrischen Zeichnen in etwa
10 Stunden pro Woche ertheilt werden. Der Zweck dieses Zeichnens ist nicht etwa, die
Grundlage für ein Kunstgewerbe abzugeben; auch werden ja nur in den Spieiwaarene
Districten Erzeugnisse geliefert, die dem Kunstgewerbe nahe stehen. lm Allgemeinen sind
unsere Hausindustrien, welche Holz verarbeiten, von dem Kunstgewerbe ziemlich weit
entfernt, doch wird das geometrische und freie Zeichnen zur Handwerksluahtigkeit in
jedem Falle wesentlich beitragen. -
Die der deutschen Sprache kundigen Zöglinge des Special-Lehrcursles können in
den Abendstunden und am Sonntag Vormittag an den allgemeinen Lehrcursen,
welche am technologischen Gewerbemuseum abgehalten werden, Theil nehmen und sich
dadurch ein höheres Ausmaß an Wissen und Können, auf die Holzindustrie überhaupt
Bezug habend, erwerben. Außerdem wird ein Unterricht im Rechnen, Geometrie und in
der einfachen gewerblichen Buchführung eingerichtet werden, welcher auf den iiz der
Volksschule erworbenen Kenntnissen auibauend, jenes Maß von Wissen vennittelt, welches
für den einfachsten kaufmännischen Geschlftsbetrieb unentbehrlich ist. - ' f -
Zur Theilnahme an disem Specialcura werden nur diejenigen Individuen berechtigt
sein, welche von irgend einer Seite ein Stipendium erhalten habenoder sonst den Nachweis
erbringen, dass sie die Kosten eines halbjährigen Aufenthaltes bestreiten können. [Das
Stipendium müsste ausreichen für den sechsmonatlichen Unterhalt iniWiea, für "die Reise
vom Wohnorte nach Wien und zurück und für die Anschaflungskusten der geaammten
Ausrüstung des betreienden Arbeiters. Ein solches Stipendium musste demnach 350-400 fi.
betragen.
Die Zahl der Zöglinge des Specialcurses wird auf zehn beschränkt sein, weil nur
in diesem Falle der praktische Unterricht als ein erfolgreicher gedacht werden kann. Dieser
wird durch einen hervorragenden Lehrer in der Schnitzerei und durch einen eben solchen
in der Drechslerei besorgt werden. -
(Warnsdorfor Faohsohule für Weberei.) Im Saale XIII des Museums wurde eine
Ausstellung dieser Schule veranstaltet. Zeichenlehrer an derselben ist Herr Th. Weigner,
der früher selbst Weber war und seine Ausbildung in den theoretischen und kunst-
lerischen Fächern an der Kunstgewerbeschule erlangt hat. Es ist für einen Ort wie Warns-