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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 187)

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von der Wiener Gewerbeschul-Conmmission und mittelbar vom Unterrichts- 
ministerium geleiteten Schulen auf der niederösterreichischen Gewerbe- 
Ausstellung des verflossenen Jahres war der Glanzpunkt der ganzen Aus- 
stellung, ja vielleicht die einzige Abtheilung, von der man mit fast rück- 
haltloser Anerkennung sprechen konnte. Da der Fortschritt im gewerblichen 
Unterrichtswesen nicht nur bei der niederösterreichischen Gewerbe -Aus- 
stellung. sondern auch bei den kleineren Ausstellungen in den Kronländern 
zum Ausdruck kam, insbesondere in Graz, wo der fruchtbare Einiluss der 
dortigen Staats-Gewerbeschule auf vielen gewerblichen Gebieten hervor- 
trat, so ist jetzt die Einwirkung der Schulen auf die Geschmacksbildung 
des Arbeiterstandes und der Industriellen offenbar ein Factor von weit- 
tragender Bedeutung geworden. Was in Preußen gegenwärtig mit den 
größten Anstrengungen angestrebt wird, ohne bisher wahrnehmbare Er- 
folge erzielt zu haben, das hat Oesterreich durch die Organisation seines 
gewerblichen Unterrichtswesens, speciell durch die seit 1873 vom Unter- 
richtsministerium begonnene Organisation des Zeichen-Unterrichtes, nahezu 
erreicht. Da beinahe alle Lehrer, welche gegenwärtig den Zeichen- 
Unterricht an den verschiedenenAnstalten leiten, an der Kunstgewerbe- 
schule des Oesterr. Museums ausgebildet wurden, so haben auch alle 
Producte, welche mittelbar oder unmittelbar aus diesen Anstalten hervor- 
gehen, einen gemeinsamen Charakter, durch welchen sie sich wesentlich 
von den Erzeugnissen des Auslandes unterscheiden. 
Es hat sich auch deutlich gezeigt, dass dort, wo solche Schulen ent- 
standen sind, seien es nun Zeichen- und Modellirschulen, Fachschulen 
oder Staats-Gewerbeschulen, überall sich gewisse Industriezweige gehoben 
haben, und dass einzelne Industrielle sich an die Schule anschlossen und 
an ihren Fortschritten participirten. Neue Kunstzweige und Kunsttechniken 
sind auf diese Art in Graz, Salzburg, Innsbruck und Reichenberg, wo 
größere Staats-Gewerbeschulen bestehen, eingeführt worden. _ 
Die Weihnachts- Ausstellung im Oesterr. Museum und die per- 
manente moderne Ausstellung daselbst geben Zeugniss von der starken 
Bewegung, welche sich der besseren arbeitenden Classe bemächtigt hat. 
Namentlich sind die zahlreichen kleinen Atelie rs kunstgewerblicher 
Richtung zu beachten , die alle, angeregt durch die Geschmacks- 
bewegung, welche vom Oesterr. Museum und seiner Kunstgewerbeschule 
ausgeht, entstanden sind, und welche versuchen, sich auf eigene Fuße 
zu stellen, sowie einzelne Kunsttechniken weiter auszubilden. Diese Er- 
scheinung ist ganz analog jener, welche auch in Paris bemerkt wurde und 
die wesentlich dazu beigetragen hat, die Kunstindustrieß Frankreichs auf 
eine feste Basis zu stellen. Leute, welche keine großen Capitalien und 
doch ausreichende Kunstbildung besitzen, verschalfen sich in Parisßdurch 
Gründung kleiner Ateliers noch gegenwärtig Positionen„ und so ist es 
auch neuestens in Wien der Fall. Kunsttechniken, welche _nie gepflegt 
worden sind, werden jetzt durch zahlreiche Industrielle vertreten. ich will
	        
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