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von der großen Zahl von Ateliers für weibliche Arbeiten, die sich jetzt
einer vorwiegend srylgerechten Richtung befleißen, absehen und nur eine
Reihe von Ateliers erwähnen, die von Architekten geleitet werden und
Kunstgewerbe pflegen (die Ateliers der Architekten Schmoranz, Machytka,
Hieser, Feldscharek und König etc.), und die Specialateliers der Por-
zellanmaler Rädler und Pilz, des Malers Bauer für Fayence, der Gebrüder
Frank, des F. Ritzinger für feinere Stahl- und Eisenarbeiten, Waschmann
für Ciselir- und Goldschmiedekunst u. s. f. Diese Ateliers bilden eine
wahre Elite von Kunsttechnikern. Auf allen österreichischen Ausstellungen
werden baldigst auch die wkleinen kunstgewerblicheu Ateliersu in Salz-
burg, Graz, Innsbruck eine hervorragende Stellung einnehmen. Sie seien
der vollen Aufmerksamkeit der Freunde der österreichichen Knnstindu-
strie empfohlen. I
Im März 188i. R. v. E.
(Wien. Allg. Ztg.)
Aeltere Stickereien aus der Winser Elbmerseh.
Das Oesterr. Museum hat vor Kurzem eine Collection von Sticke-
reien, Hausarbeiten aus der Winser Elbmarsch erworben, auf welche in
Folgendem näher hingewiesen werden soll.
Das Grundmotiv, das an Nackentüchern, Kissenbezügen, Brustlätzen,
Handtüchern etc. wiederkehrt, ist jene Blüthenrispe, die, um von älteren
Vorbildern zu schweigen, in den Stickmusterbüchern der Renaissance so
zahlreich vertreten ist, und die in ihrer geometrischen Strlisirung und
ebenso wie damals im Kreuz- oder Flachstich ausgeführt auf südslavischen
Hausarbeiten heute noch angebracht wird.
Während sich jedoch in diesen, vom großen europäischen Verkehre
abgelegenen Provinzen das Renaissancemuster rein erhalten hat, begegnen
wir ihm in der Elbmarsch verändert und umgebildet, entsprechend der
parallelen Stilwandlung der großen Kunst. Die Formen haben sich ge-
rundet, Kverden nicht mehr roth oder schwarz in. geometrischen Linien,
sondern stets mit bunter Seide oder Gold, zum Theile mit barocken
Schnörkeln umkleidet, ausgeführt, und daneben Buchstaben gestellt -
die Initialen der Besitzerin fehlen auf keinem Stücke - welche wie direct
aus den bekannten Schreibbüchern des 17. Jahrhunderts copirt erscheinen.
Ueber Provenienz und Verfertiger hat Dr. Sprengel] in Lüneburg
gefälligst folgende Mittheilung gemacht:
nDiese Art mit farbiger Seide zu sticken Findet sich nur in 15-16
Dörfern der sog. Winser Marsch, welche am linken Elbufer einige Meilen
oberhalb Hamburg liegt. Andere Marschen haben andere Weise, z. B. das
nalte Lande unterhalb Harburg Filet mit Nadeldurchzug und zierlichen
Verzierungen in Kreuzstich in Roth und Schwarz. Die Vierlande überwie-
gend Filet mit Nadelstickerei, letzteres in der Winser Marsch selten.