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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 189)

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Producte seiner Stammfabrik Etruria von anderen unerreicht. Jene be- 
kannten Wedgewood-Gefäße in stumpfblauer oder grüner Masse, auf die 
er in weißem Thone Reliefs, plastische Verzierungen in der zierlichsten 
Ausführung aufzusetzen verstand. 
1770 kam die berühmte P0rtland- oder Barberinivase, die 1650 in 
einem Sarkophage unweit Rom aufgefunden worden war und Eigenthum 
der Familie Barberini wurde, in London zur Versteigerung. Wedgewood 
bot 1700 Guineen, die Herzogin von Portland 100 Guineen mehr, erwarb 
sie, stellte sie aber dem royal potter zur Nachbildung zur Disposition. 
Wedgewood verfertigte 50 getreue Copien, die sämmtlich verkauft, 
ihm aber seine Auslagen von 2500 Pfd. Sterl. nicht deckten. 
Die berühmte Originalvase - aus blauem Glase mit weissen Reliefs - 
steht jetzt im britischen Museum. Am 7. Februar 1845 wurde sie von 
einem gewissen Wilh. Lloyd durch einen Steinwurf zerschmettert, der 
dadurch seinen Namen auf die Nachwelt bringen wollte. Seither ist sie 
jedoch so gründlich restaurirt, dass der Schaden kaum merklich ist. 
Wedgewood's Name strahlt in hellem Glanze in der Geschichte der 
englischen Keramik. 
Von eben solcher Bedeutung als seine eigenen Werke war der Ein- 
fluss, den sein Schaffen auf die gesammte englische Industrie und den 
Handel ausübte. Es wurde der Sporn zur Nacheiferung und wenn bei 
Gelegenheit der Errichtung des Wedgewood-lnstitutes in Burslem 1863 
der damalige Schatzkanzler und jetzige Premierminister Gladstone Wed- 
gewood in begeisterter Rede den Dank der Nation ausspracb, so hat er 
damit nur dem Verdienste die gebührende Anerkennung gezollt. 
Die echte Fayence, das Steingut, wie es seit Wedgewood be- 
kannt ist, charakterisirt sich durch den weißen Scherben, der mehr oder 
weniger porös, jedenfalls nicht transparent ist und durch die farblose 
Glasur, die wohl bleihältig ist, das Blei aber in geringem Masse in fester 
Verbindung enthält, daher hart, widerstandsfähig erscheint. Abgesehen 
von dem ordinären Steingute, das man in Frankreich terre de pipe nennt, 
enthält die Fayenceglasur als wesentlichen Bestandtheil Borsäure, die 
die Glasur hart, glänzend macht und was für unsere Ziele von besonderem 
Interesse ist, brillante Färbungen gestattet, die darunter oder darüber 
gelegten Farben mit großer Klarheit und Feuer erscheinen lässt. 
Körper und Glasur sind also da ganz verschieden. Wenn wir die 
Charakteristik des Porzellans in der Aehnlichkeit von Masse und Glasur 
fanden, die, beide feldspathhältig, in einem Feuer gar wurden, d. h. die 
Masse durchscheinend sinternd, die Glasur ausschmelzend, so haben wir bei 
der Fayence die Masse feuerfest, ein Gemenge von Thonen mit Kieselerde 
(oder Flint), das im Feuer erdig bleibt, während die Glasur, ein Bleiber- 
säureglas, in leichterem Feuer schon ausschmilzt. Und das bedingt den 
Unterschied der Fabrication.
	        
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