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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 189)

Die Fayencegefäße, nachdem sie aus der Massemischung hergestellt 
sind, erhalten zuerst, in Thonkapseln in den Ofen eingesetzt, ein scharfes 
Feuer - den Bisquitbrand - jedoch lange nicht an das Porzellan- 
feuer heranreichend. 
Fertig gebrannt, werden sie dann glasirt und in einem zweiten, viel 
schwächeren Feuer, dem Glasurbrande, die Glasur glatt geschmolzen. 
Dadurch, also in letzter Instanz durch die Natur der Glasur, ist bei 
der Fayence ein großes Feld für die Decorationskunst eröffnet. 
Seien es nun die gewöhnlichen Porzellanfarben, die nur dünn, so- 
zusagen aquarellartig behandelt werden dürfen, oder aber Farbemaile, die 
eine kräftigere, pastosere Manier vertragen, so werden dieselben hier auf 
der stammverwandten Bleiglasur weit besser, sicherer, effectvoller auf- 
schrnelzen, jaVieles nur da möglich sein, was auf Porzellan nicht zu erreichen. 
So sehen wir ja auch das Charakteristische der Fayencemalerei, 
zugleich aber auch den Grund ihrer immer steigenden Werthschätzung in 
der derberen, kräftigeren, decorativen Manier, gegenüber der zarten, dabei 
aber kalt lassenden Auspinselei, der Lasur und ewigen Lasur der Porzellan- 
gemälde. 
Die Fayenceglasur verträgt weiter gut die Application des Pate- 
Emails, des Lüster- und Edelmetalldecors und die Musterstücke derart 
decorirter Fayence, die Ihnen alljährlich die Weihnachtsausstellung des 
Oesterr. Museums als heimisches Wiener Product verführt, die die Schau- 
fenster unserer Thonwaarenlager zieren, in von der Versuchsanstalt des 
Museums ausgearbeiteten Methoden und Mitteln ausgeführt, mögen sowohl 
für unsere Fayence überhaupt sprechen, dürfen aber auch, denke ich, in 
uns das Gefühl der Befriedigung erwecken, dass damit die Wege geöffnet 
sind, für einen gedeihlichen Fortschritt unserer Kunstfayence. Eine Ge- 
legenheit nach der anderen zeigt, dass diese Wege auch schon voll be- 
treten sind. Schon weiß unser Ernst Wahliss die wWiener Fayenceu in 
vollem Strome ins Ausland, ja nach Paris und London zu dirigiren und 
ist erst die Ueberzeugung der Concurrenzfähigkeit mit den Fayenceriesen 
Frankreichs und Englands in weitere Kreise gedrungen, wird auch die 
Scharffeuer-Fayence, das fabricatorische Element die vorgezeichnete Richtung 
einschlagen. 
Ein zweites glückliches Moment liegt in der Fayenceglasur. Sie 
lässt sich prächtig und vieltönig färben und da kann sich wohl mit dem 
Glanze und der Pracht einer solchen transparenten färbigen Fayenceglasitr 
kein sonstiges Email messen. 
Geeignet gefertigte Reliefs, mit einer solchen Farbglasur überzogen, 
die, die Vertiefungen füllend, das Relief kräftig schattirt und hervorhebt, 
gehören zu den reizendsten Erzeugnissen der Fayencetechnik. 
Fortsetzung auf der Beilage.
	        
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