35a
Die Jahressubvention für die Schule zu Lille beträgt 55.000 Frcs.,
jene für die Schule zu Mühlhausen 58.000 Frcs. Das Jahresbudget der
Schule zu Rouen ist 66.000 Frcs., in Lille 87.000 Frcs., in Mühlhausen
110.000 Frcs. Diese Lasten waren in den ersten Jahren nach der Grün-
dung der Schulen noch bedeutender. ln der Webeschule zu Como stiegen
die Emolumente des Personales auf 35.000 Frcs.; die Kosten der Erricha
tung der Schule in Mühlhausen waren 400.000 Frcs., jener zu Bordeaux
600.000 Frcs. Die Kosten der ersten Einrichtung des industriellen Insti-
tutes zu Lille erhoben sich auf beiläufig 1,1 10.000 Frcs., und man schlägt
in Zürich die Auslagen, welche für die Errichtung einer Webereischule
zu machen wären, auf 700.000 Frcs. an. Alle diese Beträge findet Herr
Rondot noch gering gegen die Kosten und das Jahreserforderniss einer
deutschen polytechnischen Schule. Die Schule zu Aachen kostet bereits
2 Millionen Frcs. und es bleiben noch 3'], Millionen nöthig zu deren
Cornpletirung; ihr Budget erhebt sich auf 240.000 Frcs., das der Schule
zu Carlsruhe auf 290.000, das jener zu Stuttgart auf 310.000 Frcs.;
allerdings haben diese Schulen einen weitaus bedeutend umfangreicheren
Unterrichtsplan.
Man wird hier wohl kaum zugeben, dass die deutschen polytech-
nischen Schulen in eine Parallele mit einer höheren Weheschule gebracht
werden können; dies kommt daher, weil man bei uns von der enormen
Wichtigkeit der Industrie noch viel zu wenig durchdrungen ist. Wir
hatten bereits lange Forstakademien, Bergakademien, Hochschulen für
Bodencultur u. s. w., eine Hochschule für Textilindustrie würde aber be-
lächelt werden, und doch ist die Wichtigkeit der Textilindustrie eine
solche, dass die Ziffern, zu welchen sie sich aufschwingen kann, beinahe
wie Uebertreibung klingen. Bedenkt man nur die Textilproduction Frank-
reichs von jährlich 3'], Milliarden, wovon 2 Milliarden in's Ausland gehen.
Der hiebei dem Lande verbleibende Verdienst (Facon) hat also seit dem
Jahre 1871 die 5 Milliarden der Kriegsentschädigung nicht nur wieder
eingebracht, sondern noch andere Milliarden dazu.
Wie stellt sich nun Oesterreieh in seinen Bemühungen, mit jenen
Rivalen zu concurriren?
Wir haben eine kleine Zahl von Webeschulen in Böhmen, Mähren
und Schlesien mit Subventionen, die von 800 bis 2500 H. gehen; Reichene
berg mit 4145 B. macht allein eine Ausnahme.
Wien jedoch, die Centralstelle, der Sitz einer alten Textilindustrie,
hat eine Schule, welche als das Aschenbrödel aller Schulen dieser Branche
bezeichnet werden muss.
Der niederösterreichische Gewerbeverein hat in den Vierziger Jahren
eine Zeichen- und Webeschule in's Leben gerufen, die im Laufe der Jahre
ein Gesammt-Deficit von über 50.000 fl. hatte. Vorn Staate ohne jede
Unterstützung gelassen, konnte der Verein die Zuschüsse nicht länger aus
Eigenern bestreiten und musste zur Auflassung der Schule schreiten, jenes