land mit einem Cimiterio gesorgt, der sich mit Recht eines großen Rufes
erfreut, während der Wiener allgemeine Friedhof baulich wenig geglückt,
wohl auch kaum den Bildhauern jene Förderung verschaifen wird, wie
es in Mailand und München der Fall ist.
Obgleich die Mailänder Ausstellung wesentlich nur von Oberitalien
beschickt wurde, so ist sie doch auch, was ihr Titel bezeugt, als gesa-mmt-
italienische zu betrachten. Auf vielen Gebieten, speciell kunstgewerblichen
haben sich Venedig und Florenz in hervorragender Weise an dieser Aus-
stellung betheiligt. Ueber Anregung des italienischen Unterrichtsministeriums
nahmen ein großer Theil von Schulen an dieser Ausstellung theill). Es
haben daher auch auswärtige Schulfreunde in Mailand Gelegenheit gehabt,
sich über die Bewegungen des gewerblichen Unterrichtes in Italien einiger-
maßen zu orientiren.
Mit dieser Ausstellung war auch zugleich eine Kunstausstellung
verbunden, welche die Mailänder Kunst zu vertreten berufen war und auf
dem Gebiete der Sculptur außerordentlich reich beschickt war, was Niemand
Wunder nehmen kann, der weiss, dass seit Jahrhunderten Mailand ein
Mittelpunkt fiinBildhauerei, namentlich für Marmorarbeiten gewesen ist.
Dennoch macht die Kunstausstellung keinen so erfreulichen Eindruck, als
die Industrie-Ausstellung. Auf dem Gebiet der Malerei kommen Talente
ersten Ranges nicht zur Erscheinung. Die großen idealen Zielpunkte,
welche einst die italienische Malerei in Mailand gehabt hat in der Zeit,
in welcher Ambrogio Borgognone, Zenale und vor Allem Lionardu da Vinci
sie beherrscht haben, sind vollständig verschwunden. Nichts erinnert in der
heutigen Malerei daran, dass es in Mailand einmal eine Malerei in großem
Style gegeben hat. Die Malerei ist hyperrnodern und in gewissem Sinn
oberflächlich bis zum Excess. Die Sculptur entwickelt eine virtuose Geschick-
lichkeit. Es gibt wohl keine Schwierigkeiten in der Marmortechnik, vor
welchen die Mailänder Bildhauer zurückschrecken würden. Aber eben
deswegen, weil die Bildhauer glauben, Alles ausführen zu können, so
halten sie sichfftir berechtigt, auch das auszuführen, was allen Principien
der Plastik widerspricht. Seit Canova hat die Mailänder Plastik keine
Fortschritte gemacht. Die große Bronzestatue Napoleuns I. von Canova
im Hofe der Brera ist bei Weitem das Vollendetste, was man von neuerer
italienischer Plastik in Mailand sehen kann. Es überragt an Kopfeslänge
das Lionardo-Monument des Bildhauers Ant. Magni und das Velalsche
Cavour-Denkmal.
Um nun speciell aul die Industrie-Ausstellung zurückzukommen, so
scheint es mir, dass der industrielle und der commercielle Fortschritt un-
gleich bedeutender isl. als der rein künstlerische und kunstgewerbliche. Der
Fortschritt in der gewerblichen Bewegung Italiens ist unleugbar; er ist
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')'Wir helfen noch Anlass zu haben, auf diesen Theil der Ausstellung zurndx-
Jüknmmen. , - r- -
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