MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 195)

Lageuin öffentlichem Garten und das italienische Klima begünstigte diese 
Ausstellung sehr. 
Mit ganz besonderer Umsicht wurde die Ausstellungsliteratur be- 
handelt. Der Katalog der Ausstellung ist mit Illustrationen versehen. Der 
officielle Katalog der Industrie-Ausstellung umfasst zweispaltig 529 Octav- 
seiten, ist mit einer statistischen, datenreichen Einleitung und einem 
Index versehen. Um das heutige Mailand bei diesem Anlasse würdig zu 
schildern, _ haben sich eine Reihe von hervorragenden Schriftstellern zu 
einem Sammelwerke geeinigt, welches bei S. Sonzogno erschien, den Titel 
führt Mediolanum und sich die Aufgabe gestellt hat, das heutige Mailand 
in artistischer, antiquarischer, industrieller und gesellschaftlicher Weise zu 
schildern. Das Buch, tiicht ohne wissenschaftlichen Wcrth, ist auch mit 
Illustrationen versehen. Neben diesen Publicationen erschien auch ein 
kurzer populärer "Guida del Visitatore-i und eine illustrirte Zeitung über 
die Ausstellung. Wer sich daher über Mailand und die Ausstellung 
orientiren will, hat ein reiches literarisches Materiale zur Verfügung. 
Eine Eigenthümlichkeit der Mailänder Ausstellung bildete die Aus- 
stellung der Costüme des heutigen Landvolkes von Italien. Bei 
dem Umstande, dass die Costüme im Verschwinden begriffen und in vielen 
Beziehungen interessant sind, war diese Ausstellung sehr lehrreich. Sie 
bildet den Kernpunkt für ein künftiges industrielles und ethnographisches 
Museum. Es sind mit den Costiimen zugleich auch die Hausgewebe und 
klVerkzeuge, kurz Alles vorgeführt, was zur Illustration des Volkslebens 
dienen kann. Das Material zu dieser Ausstellung haben Kunstfreunde und 
Localmuseen geliefert. Diese Ausstellung wurde durch die Herren Ro- 
becchi, Conalia und Pini geleitet und in dieser Costümabthcilung ist ganz 
Italien vertreten 
Schließlich kann man die Bemerkung nicht unterdrücken, dass die" 
Veranstalter der Ausstellung sich sehr wohl der civilisatorischen und 
socialen Mission großer Ausstellungen bewusst sind. Es wurden öffentliche 
Vorlesungen veranstaltet und zugleich Sorge getragen, dass die Arbeiter 
und das Landvolk leicht Zutritt in die Ausstellung erhielten. Da der ita- 
lienische Arbeiter und Landmann bisher in fast völliger Abgeschiedenheit 
vom Auslande gelebt hat, so begreift man, dass man in der Ausstellung 
vielen vergnügten und erstaunten Gesichtern begegnet ist. Ihr Benehmen 
ist musterhaft. Aber trotzdem kann man es sich nicht verhehlen, dass 
die agrarischen und Arbeiterverhältnisse dunkle Punkte im heutigen Italien 
bilden, welche ernste italienische Politiker und Nationalökonomen zum 
Nachdenken auffordern. 
Mailand, Ende September 188i. R. v. E.
	        
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