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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 197)

Käfer, Blumen, Blätter und Strauße und Aehren tritt, das ist zwar nicht 
die farbige, Art der Renaissance, aber doch eine streng stilisirte Zeich- 
nung, welche bereits die kostbarsten Brillantcolliers und Brillantdiademe 
gestaltet. 
Solche Wahrnehmungen, die sich ohne Zweifel in anderen Zweigen 
der französischen Kunstindustrie ergänzen lassen, auch ohne Constatirung 
größerer Veränderungen, sind jedenfalls geeignet, uns von einem vor- 
eiligen Ausspruche abzuhalten. Wir würden gewiss Unrecht thun, wollten 
wir sagen, die französische Kunstindustrie sei im Rückschritt begriffen; 
ebenso wenig aber wird es sich in Abrede stellen lassen, dass sie heute 
in einem langsameren Tempo geht, als sie es bis auf die letzten Jahre 
gewohnt war, und dass sie wenigstens nicht in dem gleichen Maße die 
Beweglichkeit, Veränderlichkeit und Neuerungssucht zu erkennen gibt 
welche bisher ihr eigentliches Wesen auszumachen schien. 
Dass dem Lande, der lndustrie selber das Gefühl dafür nicht fehlt, 
zeigt das Bedürfniss in Paris nach einem Kunstindustrie-Museum, das 
sich heute drängender als je geltend macht. Es hat auch bereits, durch 
Privatvereinigung und Privatmittel, in einem Institute Gestaltung gefunden, 
das allerdings in dem Zustande, wie wir es jetzt in dem lndustriepalast 
der Champs-Elysees erblickt haben, einen zu provisorischen, zu fragmen- 
tarischen Charakter trägt, um irgend Wirkung oder Einfluss äußern zu 
können. Um sich neben den großen, mit allen Wundern erfüllten Samm- 
lungen zu Paris eine Bedeutung zu erringen, muss es nicht bloß vom 
Staate in seine Hände genommen werden, es muss auch Kräfte erhalten, 
geistige Kräfte, welche im Stande sind, seine todten Kunstmittel in das 
frische, praktische Leben umzusetzen. Der gegenwärtigen Beschaffenheit 
sieht man nicht das Vorhandensein solcher Kräfte an. Dieses Kunstindustrie- 
Museum macht verlassenen Eindruck, wenn auch viele Kunstfreunde ihm 
nicht unbedeutende Schätze geliehen haben. Die Räume sind nicht einmal 
heizbar. Es steht allerdings in Frage, daraus ein Staatsinstitut zu machen. 
Ob in diesem Sinne die Lösung erfolgt, wissen wir nicht, aber schon die 
Frage deutet an, dass das Bedürfniss richtig erkannt ist. 
lll. Die Vlollausstellung im Krystallpalast zu Sydenhum. 
Wie es vielen, ja wohl den meisten Ausstellungen ergeht, ist auch 
die Wollausstellung im Krystallpalast zu Sydenham hinter dem zurück- 
geblieben, was man gewollt hat. Programmmäßig beabsichtigt war eine 
Specialausstellung in umfassendstem Maßstabe. Jede Wolle, jedes Woll- 
product, vom Fell und Fließ angefangen, bis hinauf zum kunstvollsten, 
farben- und iigurengeschmückten Gewebe, sollte in dieser Ausstellung vor- 
handen sein; jedes Rohproduct, das sich Wolle nennen lässt, und zugleich 
wie es verarbeitet wird und was daraus gemacht wird.
	        
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