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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 197)

diil, 
Die ersteren, ganz insbesondere von indischer Herkunft, hatten englische 
Importeure wie Maple und Robinson zur Ausstellung gebracht; Nach- 
ahmungen waren insbesondere von Holland (die königliche Fabrik in De- 
venter) und Deutschland (Gevers 8c Schmidt in Schmiedeberg, Oskar 
Prietsch in Cottbus) und vom Engländer James Stephans in Axminster 
ausgestellt; mit der dritten, der Herkunft nach ächten, dem Geschmack 
nach unreinen orientalischen Art meinen wir die Teppiche von Etienne 
Routier in Smyrna. 
So in dieser Nebeneinanderstellung traten die Unterschiede des 
Aechten und Unächten auf das Deutlichste hervor. Wie hoben sich die 
indischen Originale an coloristiscbem Reize mit ihrem satten, warmen, 
braunrothen Tone vor den anderen hervor! Welche feine Stimmung und 
welche eigenthümlichen Farbentöne! Die Nachahmungen hatten es gewiss 
auf Aechtheit des Eindrucks abgesehen und für sich allein betrachtet, 
schienen sie höchst anerkennenswerth und des Preises würdig. Die Zu- 
sammenstellung mit den ächten aber machte sofort die coloristischen Fehler 
klar. Die Europäer können sich nicht enthalten, die Farbentöne möglichst 
chemisch rein, möglichst nschönu zu gebrauchen, während der Orientale 
die Farben nimmt, wie sie ihm seine Materialien mit ihrer Eigenthümlich- 
keit ergeben. Jeder Farbenton des Orientalen hat daher einen Reiz für 
sich; er erscheint gebrochen, nicht in seiner Kraft, sondern nur in seiner 
Nuance. Er fügt sich daher auch viel leichter in eine reiche Harmonie 
und macht diese milder, wohlthuender, stimmungsvoller für das Auge, als 
unsere reinen, von jeder Beimischung befreiten Farben, die hart zusammen- 
stoßen. Die europäischen Farben sind auf den Contrast berechnet, nicht 
aber auf Zusammengehen in der Stimmung. Bei den orientalischen Imi- 
tationen sollen sie nun doch diese Absicht erfüllen; es gelingt ihnen aber 
aus dem angegebenen Grunde nicht in vollkommener Weise. 
Am lehrreichsten vielleicht in Bezug auf diesen Unterschied ist der 
Gebrauch des Weiß in der orientalischen und in der europäischen Fabri- 
cation. Der Orientale gebraucht das Weiß und nicht selten. aber niemals 
ist es das reine, kalte, gänzlich farblose Weiß, um dessen Herstellung 
nicht blos die Farbenfabriken, sondern auch die verschiedensten Kunst- 
zweige, wie Porzellan und Fayence in Europa bemüht sind. Bei dem 
Orientalen ist es in aller Decoration stets ein gemischter Ton, der in den 
Teppichen, überhaupt in der textilen Kunst mit aller Entschiedenheit in 
das Warme, Gelbliche, Chamoisartige spielt, während das Porzellan der 
Chinesen und Japaner schon in der Materie einen bläulichen oder grün- 
lichen Ton besitzt. Niemals ist auch das orientalische Weiß in's Graue 
gemischt. Eben deswegen, weil Weiß bei den Orientalen schon eine Farbe 
und nicht eine Negation derselben ist, lässt es sich auch coloristisch 
leichter mit anderen Farben verbinden und geht in seinen Verbindungen 
besser Harmonien ein; ja, es kann selbst, wie viele Beispiele beweisen, 
den Grund von Portieren und Teppichen bilden.
	        
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