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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 135)

XX Die gegenwärtigen Aufgaben der Verwaltung des artistischen Bildungswesens. 
M ünchen bestandene Privat-Kunstschule für Mädchen in den Verband der 
königlichen Kunstgewerbeschule aufgenommen. 
Gegenwärtig ist diese von Jahr zu Jahr sich erweiternde Lehranstalt in einer 
Neuorganisation begriifen. Aus der Maximilianstiftung sind ihr reiche Stipendien 
zugewiesen; 16 Lehrer. darunter mehrere Kräfte von ausgezeichnetem Namen, wirken 
gegenwärtig an ihr. 
Noch umfassender, ja allzu umfassend ist die zweite vom baielischen Staate 
erhaltene kunstgewerbliche Schule - die zu Nürnberg - angelegt '). Diese 
Alle zwei bis drei Jahre findet eine Ausstellung von Arbeiten der Schülerinnen statt, welche 
die künstlerische Richtung und Wirksamkeit der Schule darlegen sollen. 
Die Schülerinnen sind verpflichtet, ihre in genanntem Zeitraume gefertigten Arbeiten der 
Directiun zur Auswahl auf die Dauer der Ausstellung zu überlassen. Einzelne Arbeiten der 
Schülerinnen, welche als Lehrmittel oder Vorbilder zur Aneiferung dienen können, bleiben 
Eigenthum der Schule. Die gesammte Leitung des Unterrichtsganges, der Disziplin und der 
Verwaltung steht dem Director der kgl. Knnstgewerbeschule in München zu. Derselbe ent- 
scheidet über die Aufnahme der Schülerinnen und erstattet am Ende des Schuljahres Bericht 
über die Gesammtthittigkeit der Schule an das kgl. Staatsministcrium des Innern für Kirchen- 
und Schulaugelegenheiten. 
') Die nkönigliche Kuustgewcrbcschule in Nürnberg" isteiue dem kgl. Staats- 
ministerium des Innern lilr Kirchen- und Schulaugelegeuheiten unmittelbar untergeordnete Anstalt. 
Die Schule soll ihrer Bestimmung gemäss die künstlerische Ausbildung der Schüler in allen 
Fächern bis zur höchst möglichen Vollendung anstreben und zugleich die Anwendung der Kunst 
auf die Gewerbe, somit die Veredlung der letztem sich zum Ziele setzen. 
Alle in der Anstalt entstandenen Gegenstände sind nicht Copien, sondern Originale. 
Mit den ornamentalcn Zeichnungen nach plastischen Modellen beginnt in der Regel der 
erste Unterricht. Schon in dieser Clssse soll durch die möglichst correcte Wiedergabe der 
Contouren, sowie der Licht- und Schzttentbne, der Schüler nicht allein die aussere, sondern die 
ja eben so wichtige innere Bewegung der Formen verfolgen und sich einprägen. Die architektoni- 
schen Zeichnungen sind Übungen im Entwerfen baulicher und baugewerklicher Gegenstände, 
im Constrniren architektonischer Theile bis zu vollständigen Bauplsnen; fferner im Anfertigen 
von Werkzeichuungen und Aufnahmen älterer Gebäude. Die mit Angabe der Farbe angefertigten 
Zeichnungen sind zur Ausfhhrimg bestimmt und werden an die Gewerbe, nöthigensfalls nebst 
Werkzeichnungen in wirklicher Grösse und den dazu gehörigen ornamentulen und figürlichen 
Modellen aus der Schule verabfolgt. Die Holzschnitzereien sind entweder Übungen in der 
Technik oder Details zu ausgeführten grösseren Gegenständen ihr kirchliche und profane Zwecke. 
Alle ornamentalen und architektonischen Modelle werden nach Zeichnungen mit theilweiser 
Benutzung alter Vorbilder modellirt, damit die Schüler das Übertragen eines gezeichneten Entwurfs 
in plastische Formen lernen. Die Erfnhrimg lehrt ja, dass bei diesem Übersetzen des Graphischen 
in's Plastische, in der Ausiilhrung künstlericher und gewerblicher Gegenstände, die erheblichsten 
Schwierigkeiten sich ergeben. Die ciselirten Arbeiten werden in der Anstalt rnodellirt und in 
Erz gegossen und gehen als fertige Modelle in die Werkstätte der Gewerbetreibenden über. 
Im figürlichen Fache wird wenigstens ein bis zwei Semester das Studium nach der Antike 
geübt; daran reiht sich das Zeichnen nach dem lebenden Modelle, -- die Acte erst im Kleinen, 
dann in Lebensgrösse, _ die Draperie- und Costüm-Studien und endlich die gezeichneten Studi- 
köpfe und die Gartens zu Glns- und Altar-Gemälden. Hiernit stehen die Übungen im Malen nach 
dem lebenden Modelle und nach gruppirten Gegenständen im engen Zusummcnhange. In gleicher 
Weise beginnen die figürlichen plastischen Vorstudien nach der Antike, jedoch meistens im 
verkleinerten Massstabe; dann folgt das Modelliren nach dem Act und die Anfertigung von Büsten 
nach dem Leben oder nach Zeichnungen (Kupferstichen) mit Benutzung von Todtenmasken. 
Unter der Leitung der Lehrer werden grössere plastische und bildliche Gegenstände zu 
gewerblichen Zwecken von den Schülern auf Bestellung in der Anstalt ausgehlhrt; künstlerische 
Aufgaben hievon werden den befahigteren Schülern, die sich speciell der Kunst widmen, übertragen.
	        
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