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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 135)

XXII Die gegenwärtigen Auügaben der Verwaltung des artistischen Bildungswesens. 
Wenn schon die Thntigkeit der Königreiche Sachsen und Baiern auf kunst- 
gewerblichem Gebiete ihres wachsenden Umfanges wegen aufmerksame Beachtung 
verdient, so fordern die in den letzten Jahren hervorgetretenen Bestrebungen 
Preussens der ganzen Bedeutung dieses Staates wegen zu noch sorgsamerer 
Würdigung auf. 
Eine in fast allen Decennien unseres Jahrhunderts nach grossen Gesichtspuncten 
geleitete Culturpolitik kann dort auch für die kunstgewerblicbe Bewegung sich 
fruchtbar erweisen, sobald diese einmal völlig zum Durchbrüche gelangt sein wird. 
Seit Langem stellt dort der Staat bedeutende Anforderungen an die Bildung 
seiner Industriellen. im Unterrichte der Architekten herrscht wissenschaftliche 
Methode, Berlin und Düsseldorf bilden Vereinigungspunete künstlerischer 
Kräfte, an den Hochschulen erfreut sich die Kunstwissenschaft fortgesetzter Pflege, 
ein archäologische-s Institut in Rom, neuestens eine ähnliche Einrichtung in Athen 
ergänzen und fördern diese Wirksamkeit und grosse Staatsmittel werden zur Ent- 
sendung von Expeditionen auf classischen Boden verwendet. Auch zur Reform der 
Ifunstindustrie haben sich zu Berlin schon vor vielen Decennien Ansätze gezeigt. 
Der thatkräftige Be u tli, der Begründer des Gewerbeinstitutes, der allgemeinen 
Bauschule und der Baugewerbeschule, dem Preussen seine bedeutendsten gewerb- 
lichen Untenichtsschdipfungen und damit seinen stetigen industriellen Fortschritt seit 
dem Schlusse der zerrüttenden napoleonischen Kriegsepoche dankt, hatte neben 
der technischen Vervollkommnung auch der künstlerischen Hebung des 
Gewerbes seine Aufmerksamkeit zugewendet. Er förderte die Herstellung jenes 
Pracbtwerkes „Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker" das durch die hervor- 
ragende Betheiligung Schinkels zu einer so wichtigen Erscheinung wurde. Durch 
diese Betbeilignng, wie durch sein Wirken im Leben hat Schinkel mächtigen 
Einfluss genommen auf die Entwicklung des tektonischen Kunsthandwerkes. 
Solchen Einliuss übt er bis in die Gegenwart herein. Seine Spur erlosch nicht 
mit seinen Tagen; dazu war seine. Persönlichkeit zu bedeutend. Aus dieser Grösse 
der Individualität Sehinkels erklärt es sich denn auch, dass in dem Lande, wo 
er im Leben gewirkt, die nachfolgenden Generationen sich so langsam seinem Banne 
zu entrticken und so schwer von einer künstlerisch und wissenschaftlich veralteten 
Bahn abzulenken vermögen. Eine solche Ablenkung hat aber begonnen. und es ist 
bereits unverkennbar, dass man in Berlin mit voller Einsicht den Anschluss 
erstrebt an die in London eingeschlagene und in Wien festgehaltene Richtung. 
Welche Wichtigkeit die preussische Regierung heute dem gesammten Gebiete 
der Kunstpflege beimisst, geht schon daraus hervor, dass sie mit so achtsamen 
Auge der Entwicklung in den Nachbarstaaten folgt. Die Reform der Wiener 
Akademie der bildenden Künste hat zu einer ähnlichen Reorganisation der Berliner 
den Anstoss gegeben; die Bemühungen der österreichischen Unterrichtsverw altung 
zur Hebung des Zeichenunterrichtes und die Einsetzung einer Commission für diese 
Angelegenheit haben alsbald zur Folge gehabt, dass anulogeMassregeln in Preussen 
ergriffen wurden. V 
An der Münchener Ausstellung hatten sich die Schulen Preussenh zwar 
nummerisch schwach betheiligt; eine von ihnen aber, welche in der Hauptstadt wirkt,
	        
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