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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 135)

Die gegenwärtigen Aufgeben der Verwaltung des artistischen Bildungswesens. XXV 
die letztgenannte, welche jährlich von 100 bis 150 Schülern beiderlei Geschlechtes 
besucht ist, bedeutendere Unterrichtserfolge im Zeichnen und Modelliren auf. 
Gleichfalls unvertreten waren die Hundwerlxerfortbildungsschnlen, welche seit der 
Verordnung des Unterrichtsministers vom 17. Juni 1874 in reichlichem Masse aus 
Staatsmitteln unterstützt werden und denen der Zeichenunterricht als Hauptlehr- 
gegenstand vorgeschrieben ist. 
Die Unterrichtsnnstalt des deutschen Gewerbemuseums in Berlin trat, wie 
bereits angedeutet, im Münchener Glaspalnste als eine grosse, emporstrehende 
Schule auf, die ihren Ansprüchen nach nur noch mit der Wiener und Münchener 
Kunstgewerbeschule in Vergleichung gezogen werden kann. 
Die Anstrengungen, welche seit einigen Jahren zu Berlin gemacht werden, 
um das Gewerbemnseuin und dessen Schule zu grosssrtigen Instituten zu gestalten, 
die Opfer, welche der Stsntsschatz diesem Ziele bringt, die Umsicht der Verwaltung, 
welche die Coneentration der Kräfte. die Vereinigung der in einzelnen Sammlungen 
vorhandenen Bildungsmittel anstrebt, haben bereits zu sehr namhaften Ergebnissen 
geführt. Während der acht Jahre von 1867 bis 1874 wurden für Ankäufe aus 
Staatsmitteln weit über eine halbe Million Gulden verausgabt, und die Sammlungen 
des Museums durch Erwerbung der umfangreichen Hanemandschen und 
M i n u t o l i' s c h e n Colleetionen, des berühmten Rathssilberzeuges der Stadt 
L ün e b urg und vieler auf Ausstellungen angekanfter Gegenstände erweitert. lm 
Jahre 1874 trat das Gewerbemuseum mit einem Schlage in die erste Reihe 
ähnlicher Institute Europas ein, indem man ihm sämmtliche kunstgewerbliche 
Theile der königlichen Kunstlxsmmer zuwies und so durch Einverleibung eines 
Schatzes mustergiltiger, kostbarer und seltener Werke, als Majoliken, Holz- 
schnitzereien, Glaser, Emaillen, Schmiedearbeiten etc., dessen Sammlungen zu 
einem umso höheren Range erhob, als bei früheren Ankäufen des Museums der 
Vorrath der königlichen Kunstkammer an lxunstgewerblichen Arbeiten bereits 
Für die Vertheilung des gesaznmteu Unterrichtsstodes in beiden Glossen ist ein Lehrplan 
zu Grunde gelegt, nach welchem in jeder Classe allwöchentlich in den Ahendstnnden dreimal, 
Hi: den Vorbereitungscun der ersten Clnsse ausserdem nllwöchentlich einmal ein zweistün- 
diger Unterricht ertheilt wird. 
III. Der Unterricht im Modelliren hat das ganze Feld der Ornunentik zu berühren, 
Pilsnzenformen sowohl, als auch Thierfurrnen, wie sie theils in der Baukunst, theils in ü?" 
gewerblichen Künsten verwendet werden. 
Mit dem Modelliren nach einfachen Modellvorlsgen ist zu beginnen. Sobald die Schüler die 
ersten technischen Schwierigkeiten überwunden haben, soll der Lehrer ihnen die Gesetze des 
Reliefs, unter Benutzung der besten Modelle aller Zeiten, erläutern. Allmälig sind dann die Auf- 
gaben schwieriger zu wählen; gleichzeitig ist mehr und mehr fir das Nachmodelliren ein verm- 
derter Mnsstnb zu Grunde zu legen. Später tritt das Modelliren nach Zeichnungen, welche zum 
Theil von den Schülern selbst anzufertigen sind, sowie nach Photographien hinzu. Den Schluss 
bilden Studien nach der Natur. Eine Anzahl der modellirten Gegenstände soll von den Schülern 
selbst in Gyps geformt werden. 
Der weibliche Unterricht ist kein wesentlicher Theil der Zeichenschulen, gleichwohl aber 
seine Einführung zu wünschen. Wo er eingeführt wird, ist er als eine Ergänzung des übrigen 
Zeichennnterriclites aufzufassen. Es soll darin hauptsächlich auf diejenigen Arbeiten Rücksicht 
genommen werden, welche sich ihr die weibliche Thütigkeit eignen; danach wird sich such die 
Methode und Ausdehnung des Unterrichts bestimmen müssen.
	        
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