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Objekt: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 8)

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Menschengeschlechtes in einer Vermehrung der materiellen Güter, im 
nationalen Wohlstande und wie man sonst zu sagen pflegt, liege. Stände 
die Berechtigung dieser Anschauung über allem Zweifel, so wäre es am 
Ende noch zu rechtfertigen, wenn man auf die widerstrebende Land- 
bevölkerung in den betreffenden Punkten einen erziehlichen Zwang aus- 
üben wollte. Ob aber damit eine wirkliche unmittelbare Vermehrung der 
Glückseligkeit für die Landbevölkerung verbunden wäre, steht nach den 
anderwärts gemachten Erfahrungen in Zweifel. Es wird hienach am besten 
sein, den Dingen ihren Lauf zu lassen und sich an den Vorzügen des 
Bestehenden so lange zu ergötzen, als es eben noch existirt. Auch der 
bukowinische Hausfleiß wird einmal sterben müssen; wozu ihn aber sofort 
gewaltsam umbringen, was unfehlbar geschehen würde, wenn man mit 
rettenwollender Hand hineingrilfe? Das Bedürfniss der rumänischen 
Bauern ist vornehmlich auf Wirkteppiche gerichtet; wenn sie der Knüpf- 
teppiche im Allgemeinen entrathen zu können glauben, so muss man sie 
eben gewähren lassen. Anders würde die Sache freilich stehen, wenn die 
Dinge einmal zu jener Reife gediehen wären, dass die Begründung einer 
Hausindustrie, wie sie z. B. in Vorarlberg zum Segen der dortigen Land- 
bevölkerung existirt, wirthschaftliche Aussichten hätte. Dann wäre in 
der Tbat eher für eine Herstellung des im städtischen Gebrauche ver- 
wendbareren Knüpfteppicbs als des Wirltteppichs einzutreten, was aber 
dann auch, angesichts der einfachen technischen Erfordernisse, allezeit 
ohne Schwierigkeit geschehen könnte, selbst wenn der Faden, der zur 
vormaligen bessarabischen Teppichknüpferei zurückführt, noch dünner 
werden sollte. 
Und noch eine dritte Gattung von Teppichen kennt die rumänische 
Landbevölkerung der Bukowina: die Filzteppiche. Gewiss haben wir es 
auch da mit einem uralten Textilerzeugnisse zu thun. Das Filzen kommt 
vor dem Walken; wo das gewalkte Tuch auftritt, dort trübt sich das 
nationale Costüm, wie wir allenthalben in Oesterreich-Ungarn sehen 
können. Der rumänische Bauer gebraucht nur Leinenwäsche und gefilzte 
Lodenröcke, nicht Baumwolle und Tuch. Die Filzteppiche sind natürlich 
dem Aussehen nach sehr ähnlich den persischen, haben braune Grund- 
farbe und weiße Zeichnung (gemäß den natürlichen Farben der Schaf- 
wolle) und so viel ich ihrer gesehen habe, immer das gleiche Muster 
aneinander gereihte Rauten und eine Zackenbordüre. Wie die Knüpf- 
teppiche werden sie nicht mehr von jeder Bäuerin gearbeitet, sondern 
nur von Einzelnen, worin sich das Aufsteigen vom Hauslieiß zum Lohn- 
werk ankündigt. Doch ist die Verbreitung der Filzteppiche in der Buko- 
wina noch eine weit umfassendere als diejenige der Knüpfteppiche. 
So vielgestaltige Erscheinungen zeigt schon das einzige textile Gebiet 
des bukowinischen Hausfieißes. Dazu kommen die keramischen Erzeug- 
nisse, die Holzarbeiten, worunter namentlich bemalte und kerbgeschnitzte 
Truhen, die Erzeugnisse aus Messing u. s. w. Das Transversale, das
	        
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