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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 182)

Die Rührigkeit, welche in jüngster Zeit auf allen Gebieten der Kunst- 
industrie entwickelt wurde, hat - wie zu anderem Guten - so auch zu 
der Erkenntniss geführt, dass für einen kräftigen Aufschwung unserer 
Industrie eine allgemeine, blos formale künstlerische Bildung, ein Kunst- 
dilettantismus nicht genüge, wie er lange Zeit und mit gänzlicher Ver- 
kennung der nächstgelegenen Ziele an unseren gewerblichen Schulen mit 
Vorliebe gepflegt wurde und zum Theil noch gepflegt wird, dass vielmehr 
auch in dieser Richtung Fachbildung zu erstreben sei, dass mit ande- 
ren Worten die Zeichenschule mit den Bedürfnissen der Werkstätte 
zu rechnen habe, wie andererseits die Werkstätte zur Ausbildung des 
jungen Kunsthandwerkers der Mitwirkung der Schule bedürfe. 
Es entstanden als Ergebniss dieser Anschauung jene zahlreichen Fach- 
schulen, welche, indem sie den Forderungen der Zeit Rechnung tragen, in 
den dabei interessirten Kreisen immer mehr und mehr Anerkennung und 
Förderung finden. Zu diesen Fachschulen zahlen auch u. A. die Frauen- 
arbeitsschulen, ferner diejenigen Mädchen- und höheren Töchter- 
schulen, an welchen die weibliche Handarbeit als Disciplin eingeführt ist. 
Ihnen, sowie allen gewerblichen Schulen, welche mit dem Flach- 
ornament zu thun haben, ist die vorliegende Arbeit gewidmet. Sie soll 
denselben eine gewiss willkommene Handreichung dafür bieten, dem 
Zeichenunterricht eine zeitgemässe praktische Richtung zu geben, den 
Formen- und Farbensinn zu wecken und auszubilden und dadurch zur Ver- 
drängung mancher bedauerlichen Geschmacksverirrung mitzuwirken. 
Die „Schule des Musterzeichnens" reiht sich den zahlreichen früheren 
Arbeiten des Meisters würdig an. Ihre Gesammtanlage lässt sofort er- 
kennen, dass eine organische Verbindung des Zeichnens mit der 
weiblichen Handarbeit, bezw. der Textilindustrie und verwand- 
ten Berufszweigen in's Auge gefasst ist. Was sie besonders als ein 
durchaus zweckmässiges, ungemein praktisches Lehrmittel kennzeichnet und 
den genannten Schulen empfiehlt, das ist neben der Reichhaltigkeit an 
mustergiltigen Formen für weibliche Handarbeit u.Textilindustrie, ihre stre ng 
pädagogische Anlage, ihr methodischer, zielbewusster Aufbau. 
Was die Wahl des Stoffes betrifft, so mag auf die am Schluss ange- 
fügte In h a I t s ü b e r s ic h t verwiesen und dabei betont werden, dass 
sämmtliche Vorlagen - von den einfachsten bis zu den complicirtesten - 
nur Beispiele bieten, welche dem Verständniss der betredenden Zöglinge 
nahe liegen, welche sofort in der Praxis Verwerthung finden 
können. Die Gliederung des Werkes aber mag durch die Grundsätze 
charakterisirt werden, welche für sie maassgebend waren. ' 
Die natürliche Grundlage für alles Musterzeichnen ist das geo- 
metrische Zeichnen; mit ihm hat ein rationeller Zeichenunterricht an den 
Schulen für weibliche Handarbeit, Textilindustrie u. dgl. zu beginnen. Das 
geometrische Ornament bilde den Lehrstoff. Sodann folge das Freihand-
	        
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