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Der Tod Carl Geyling's war die unmittelbare Veranlassung zur
Gründung der Filiale Wien. Da wurde das Institut von einem allerersten
Baukünstler Wiens aufgefordert, festen Fuß in dortige Verhältnisse zu
setzen, da es anfangs zweifelhaft schien, ob die Erben des Hofglasmalers
Geyling das Kunstgewerbe ihres Onkels fortführen werden. Man sah sich
daher nach einem passenden Hause um, das sich für solchen Zweck
adaptiren und umgestalten ließ; ein schwieriges Unternehmen, um dessen
Verwirklichung sich der Architekt D'Avanzo, ein treu bewährter Freund
der Anstalt, besonders verdient machte. Er gestaltete das einfache bürger-
liche Zinshaus 29 in der Magdalenenstraße zu einer Stätte der Kunst und
des Kunstgewerbes um, wie es der Facade an die Stirn geschrieben, resp.
sgraffttirt und mosaicirt wurde. Die Ausführung der Sgraffiten, welche die
Bedeutung des gepflegten Kunstgewerbes in allegorischen und historischen
Bildnissen darstellen, übernahmen die Maler Jobst, die der Glasmosaiken
das Atelier A. Neuhausefs in Innsbruck.
Für die artistische Leitung der neuen Kunstwerkstätte wurde Prof.
H. v. Riewel gewonnen, die technische dem bewährten Geschäftsführer
der Innsbrucker Glasmalerei, Herrn Carl Gold, übertragen.
Unmittelbar nach Neujahr hatte der Director des Etablissements,
Dr. Jele, die einleitenden Schritte zur Gründung dieser Filiale gemacht;
schon am i. März nahm Herr Gold für die Gesellschaft vom Hause Besitz
und im August war Adaptirung und Restaurirung so weit beendet, dass
das Feuer am Herde der Werkstätte als Zeichen neuen Lebens und neuer
Thätigkeit angezündet werden konnte. Was von da ab bis zum Jahres-
schlusse in gesteigertem Grade an Kunstverglasungen des Profanbaues
geschaffen wurde, ist nicht gering, und bewies, dass wirklich ein Be-
dürfniss nach einem derartigen Atelier bestand, dem die Muttcranstalt
speciell zur Weihnachtszeit ausgiebig zu Hilfe kommen musste, aber es
documentirte zugleich, dass die enormen Kosten der Gründung eines der-
artigen Unternehmens nur durch entsprechend großartige Arbeitsleistung
gedeckt werden können, worauf die neugeborne Filiale in keiner Weise
eingerichtet war.
Um sich nicht der Gefahr auszusetzen, durch ungerechtfertigt große
Einrichtungen in Widerspruch mit den Bestellungen zu kommen, wollte
man, wie einst in der Tiroler Glasmalerei, die Dinge aus kleinen Anfängen
langsam aber naturgemäß heranwachsen lassen, ohne zu bedenken, dass
von allem Anfange an ein ansehnliches Capital zu verzinsen war und nur
durch ansehnliche Arbeit verzinst werden konnte, ohne zu ahnen, dass die
Aufträge rasch und massenhaft ganz ungesucht sich fanden, ja überstürzten.
Die Opfer, welche die opferwilligen Gesellschafter dieser Gründung
gebracht, übersteigen weit ihre gefasste Erwartung und würden das Eine
Jahr zu einem überaus verlustreichen gestaltet haben. Hätte sich all' das
voraussehen lassen, so wäre die Filiale der Tiroler Glasmalerei nie ent-