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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 200)

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Diesei-(Art won. Zerstörung sind Monumente aus Stein (Marmor, 
Granit etc.) naturgemäß in weit höherem Maße ausgesetzt als solche aus 
Erz, weil das Metall einen schlechten "Untergrund für die zu entstehende 
Vegetation bildet, zumal die kupferhaltigen Legirungen (wie die Bronze), 
gerade unter dem Einflusse des vom Thon so leicht absorbirten Ammo- 
niak, giftige, den Pflanzenwuchs zerstörende Flüssigkeiten bilden. 
Die schädliche Wirkung einer derartigen Vegetationsdecke bedarf 
wohl kaurn der schärferen Beleuchtung, allein es mag doch hier hervor- 
gehoben werden, dass der Vegetationsprocess, wenn er ungehindert sich 
fortsetzen kann, nicht nur die einfachsten Flechten, sondern auch höhere 
Pflanzen, wie Moose, zu erzeugen vermag, daher stets mächtig zerstörend 
auf __die Mineralunterlage der Monumente einwirkt, diese aufrauht, klliftet 
und zerbröckelt, indem schließlich die Mineralsubstanz selbst zum Theil 
als Nahrung für die Pflanze dienen kann. So fand im Jahre 1853 Conser- 
vator Dr. v, Thiersch in München ein Stück einer cannelirten Säule vorn 
Parthenon, in Athen, welches mit einer liniendicken, schmutziggrünen, aus 
einem Aggregat von Wärzchen bestehenden Schicht bedeckt war und 
welches er v. Liebig zur Analyse übermittelte. Diese ergab, dass die 
ganze Kruste aus kleesaurem Kalk bestand, von Flechten herrührend, die 
Kleesäure (Oxalsäure) auszuscheiden vermögen, welche mit dem kohlensauren 
Kalk der Marmorunterlage so lange kleesauren Kalk bildete, bis der 
Marmor ganz bedeckt und kein Boden für die Flechtenbildung mehr vor- 
handen war. Die Kruste, die v. Liebig untersuchte und Thierschit 
nannte, war also der Rückstand einer Reihe von Flechtengenerationen, die 
durch Jahrhunderte aufder Cannelirung der Säulen des Parthenon wucherten. 
Neben dieser chemischen, mehr indirecten Wirkung darf iedoch 
die rein mechanische, reibende Wirkung desjenigen Staubes, der haupt- 
sächlich aus härteren Mineralpartikelchen wie z. B. Quarzkörnchen besteht, 
nicht vergessen werden. Der Quarz ist ungemein verbreitet auf der Erd- 
oberfläche und bildet einen Bestandtheil unseres StraßenpHaster-Materials, 
des Granits; er ist härter als die bei weitem größte Menge der anderen 
Mineralien und dient in der Natur gewissermaßen als Schleifpulver, so 
dass er bei dem großen Abschlerumprocesse, der im Sande der Bäche und 
Flüsse vor sich geht, schließlich als härtestes Schleifmittei übrig bleibt 
und den wesentlichen Theil des Seesandes bildet. Quarz ist so hart, dass 
er Glas: ritzt, auch nicht leicht zu ganz feinem Pulver zerschlilfen wird, 
wie etwa -der Thon, daher er wohl auch einen quantitativ weniger 
bedeutenden Bestandtheil des Staubes unserer Städte bildet. Wo quarz- 
hültiger Staub in großer Menge auftritt, wie in den afrikanischen Wüsten, 
schleift und polirt er anstehende Felsen glasartig ab, so dass dessen 
Wirkung von vielen Reisenden für das Resultat vulcauischer Thätigkeit 
gehalten wurde. (Schluss folgt.)
	        
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