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dagegen nie zu hoch, wenn man Arbeitslqhn und Preis der Waare in Eine
klang bringt. '
Es mag hier auch dem vom engbrüstigen Patriotismus der Leitung
der Anstalt wiederholt gemachten Vorwurfe wegen Engagements vion Aus-
ländern, d. h. deutschen Staatsangehörigen, begegnet werden. Abgesehen von
mannigfachen Anregungen und Praktiken, die solche oft vielgewanderte
Glasmaler aus der Fremde bringen und die als belebende Fermente den
alten Stoß" durchgähren, gebietet es fast ein natürliches Anstandsgefühl,
Angehörige eines befreundeten Nachbarstaates zu beschäftigen, dem die
Tiroler Glasmalerei eine, wie wir im obigen Berichte gesehen, ununter-
brochene Folge ansehnlicher Kunstaufträge dankt.
Dieses Wirken über die Grenzen unserer Monarchie, den ansehnlichen
Export dieser Kunstproducte geruhte Se. Majestät Kaiser Franz Josef l.
bei allerhöchst Seinem zweiten Besuche der Anstalt am 13. August 1881
besonders wohlgefällig anzuerkennen und den für das Ausland bestimmten
Objecten, welche gerade damals reich vertreten waren, das liebevollste
Interesse zu schenken. Es war dies ein unvergesslicher Ehrenfesttag der
Tiroler Glasmalerei.
Die schützende Pflege, die wohlwollendste Aufmerksamkeit, deren
das Institut in Innsbruck und Wien bei unserem kunstliebenden Kaiser-
hause sich erfreut, geben die wiederholten Besuche unserer Ateliers durch
die Erzherzoge Albrecht, Carl Ludwig, Ludwig Victor, Rainer, Heinrich,
Friedrich in erfreulichster und auszeichnender Weise kund. '
Die Beschickung der Weltausstellung zu Paris (1878), der Ausstellung
des heraldischen Vereins "Adlera in Wien (1878), in Teplitz, (1879)
Graz (1880), Eger (1881), die der Weihnachts-Ausstellungen des Oesterr.
Museums, auf welchen die Tiroler Glasmalerei alljährlich sich zeigte,
trugen ihr erste Medaillen und Ehrendiplome ein. i
Ansehnliche Suiten ihrer kunstgewerblichen Producte kirchlichen und
profanen Charakters brachte sie in den Museen vzu Agrxam, Prag, Pilsen
und Hamburg zur Aufstellung, Städte, welche, wie wir aus vorstehendem
Bericht erfahren, namhafte Bestellungen bei unserm Institute machten.
Nicht versäumte man dabei die aus Anlass der Katholiken-Versamm-
lungen arrangirten kirchlichen Kunstausstellungen in Würzburg und Bonn.
Aus Anlass der Pariser Weltausstellung wurde dem Director Dr..A. Jele
von Sr. Majestät das Ritterkreuzdes Franz Josef-Ordens verliehen; eben-
dieselbe allerhöchste Auszeichnung Herrn Albert Neuhauser bei Einweihung
der Votivkirche für seine Verdienste um Einführung der Glasmosaik in
Oesterreich.
Andererseits wurde zur bleibenden Erinnerung an den Kaiserbesuch
des 13. August, die Arbeitszeit für das ganze Personale - die ersten
Glasmaler hatten ohnedies kürzere Arbeitsdauer - auf zehn Stunden
herabgesetzt, was bei gleich belassenen Gagen für die Gesellschaft ein
namhaftes Opfer bedeutet.