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Das erste weltliche, gleich den Blockbüchern anopistographisch,
d. h. mit nur auf einer Seite bedruckten Blättern ausgegebene Werk war
die damals gebräuchliche lateinische Scbulgrammatik des Donatus.
In der Pariser Bibliotheque nationale sind Reste von Holzstöcken für den-
selben erhalten und die hiesige I-Iofbibliothek besitzt ein Exemplar des
Donatns, welches Faulmann in seinem neuesten Werke über die Geschichte
der Buchdruckerkunst aus technischen Gründen gleichfalls für ein Block-
buch, für Plattendruck erklärt, ohne dass jedoch seine Beweisführung
hiefür zwingend ist.
Bei Betrachtung dieses Donatdruckes liegt der Gedanke nahe, durch
Auseinanderschneiden der ieinzelnen Buchstaben dieselben für neue
Zusammensetzungen anwendbar zu machen. Diesen Einfall hatte nun
Gutenberg, und unsere Buchdruckerkunst im modernen Sinne des
Wortes war erfunden. Die Geschichte ist sehr einfach und einleuchtend;
ein guter Einfall, ein glücklicher Gedanke! So legten sich manche naive
oder neidische Gemüther die Sache behaglich zurecht -nachträglich, denn
das Geschichtcben vom Ei des Columbus wiederholt sich bei den meisten
Erfindungen. Am Ende hätten diese Naiven den glücklichen Einfall auch
gehabt, wenn sie nur damals gelebt hätten; es war ja das Zeitalter der
Erfindungen und Entdeckungen!
Leider ist das Lebensbild von Johannes Gutenberg wegen Mangels
an historischen Notizen nur ein sehr unklares. Schon sein Geburtsjahr
können wir nur annäherungsweise um die Wende oder in das erste De-
cennium des XV. Jahrhunderts ansetzen. Er stammte aus einer Patrizier-
familie in Mainz und sein Vater hieB Friele Gensfleisch , seine
Mutter Elsa zu Gutenberg, doch kam der väterliche Name allmälig
aus der Uebung, ganz so wie z. B. bei dem spanischen Maler Velasquez,
der nach seinem Vater eigentlich De Silva zu nennen wäre. In Folge der
Parteikämpfe zwischen den Patriziern und den Zlinftigen mögen die
Genslieisch-Gutenberg um 14,11 Mainz verlassen haben, denn in der
Rachtung des Erzbischofs Conrad III. (vorn Jahre 1430) werden Peter
Gensfleisch und Hänschen Gutenberg als abwesend bezeichnet. Nach einer
Straßburger Urkunde vom J. 1434 lässt dort ein Johann von Gens-
fleisch d. J. genannt Gutenberg, weil ihrn der Mainzer Stadtrath
3x0 Gulden schuldet und nicht zahlen will. den Mainzer Stadtschreiber
Nicolaus zum Pfande einfangen. Man ist jedoch geneigt, in diesem Gens-
fleiscb einen Verwandten und Namensvetter unseres Gutenberg, einen
reichen Kaufmann, zu sehen, denn es scheine gar unwahrscheinlich,
dass der Erfinder Gutenberg einmal von Jemandem Geld zu fordern
hätte - sonst ist immer das Umgekehrte der Fall und die meisten
uns erhaltenen Schriftstücke zeigen uns Gutenberg in der That als den
Typus eines Genies nach der älteren Auffassung, einen Mann ohne viel
Geschick für Wahrung seines geschäftlichen Vortheils, stets mit Geld-
calamitäten kämpfend , sich der Uebervortheilung durch Andere nur