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Die Porzellanbrennerei gehört zu den schwierigsten technischen Auf-
gaben. Es handelt sich vor Allem um die Erzielung einer möglichst
hohen Temperatur, und - was die Hauptschwierigkeit - an allen Stellen
des Ofens möglichst gleichmäßigen Hitze. Dass dies nur durch eine lange
Flamme möglich, ist einleuchtend, und es können daher nur langflammige
Brennstoffe, Holz oder Steinkohle, hiezu verwendet werden. Doch auch
die Natur der Flamme ist wesentlich, die von der Vertheilung, der rich-
tigen Luftzufuhr, dem Zuge des Ofens und der Art der Feuerung ab-
hängen wird. All" dies ist aber wieder von so vielen anderen Momenten
beeinflusst, dass selbst bei der größten Erfahrung und bei ungeschwächter
Aufmerksamkeit während der ganzen, langen Dauer des Brandes - 14 bis
36 Stunden - volle Sicherheit des Gelingens nicht zu erreichen ist.
Die heutigen Porzellanöfen sind runde, stehende Flammenöfen mit
mehreren Etagen (2-4). In den untersten Raum, den Glattofen,
münden direct die seitlichen 5-7 Feuerungen.
Die Flamme, die hier ihre stärkste Hitze entwickelt, gelangt, nachdem
sie den Glattofen durchzogen, durch Füchse in der gewölbten Decke in
die zweite Etage, den Verglühraum. Hier reicht ihre Stärke nicht
mehr zum Garbrennen, die Stücke machen da ihren Verglühbrand durch.
Die dritte Etage, die die Flamme etwa noch zu durchstreichen hat, wird
zum Brennen der Kapseln benützt.
Das Porzellan muss nämlich, wie alle feinen Thonwaaren, im Brande
vor dem directen Anpralle der Feuergase, Flugasche etc. geschützt werden.
Man setzt die Stücke in runde Casserten aus feuerfestem Thon - die
Kapseln - die man dann im Ofen zu Säulen aufeinander schichtet
(Kapselstöße).
Diese Bedingung ist hier beim Porzellan besonders hart, da erstens
die hohe Hitze die theuren Kapseln bald unbrauchbar macht und weiters
wegen der Erweichung der Porzellanmasse nicht mehrere Stücke - wie
bei der Fayence - in eine Kapsel gestellt oder gehängt werden können,
sondern jedes Stück seine solide Unterlage, seine eigene Kapsel erfordert.
Den Gang des Feuers im Ofen beobachtet man durch Schaulöcher,
die Beendigung des Brandes ergibt sich durch das Probeziehen an ver-
schiedenen Stellen des Ofens. Nach dem Abbrennen wird der Ofen
mehrere Tage der Abkühlung überlassen und dann entleert. Die durch
Schleifen, Abreiben, Poliren von kleinen unvermeidlichen Fehlern befreiten
Stücke unterliegen dann noch der Decoration mit Farben und Edelmetallen.
Ich behalte mir das Capitel der Schmelzmalerei und keramischen
Decoration, da meine Skizze nun schon ohnehin über den vorgelegten
Rahmen hinausgewachsen ist, für eine spätere specielle Behandlung vor
und will jetzt nur noch ganz Süchtig die Decorationsmittel herzählen, die
sich die Porzellanindustrie bis heute zu eigen gemacht hat.
Man kann mit vollem Rechte behaupten, dass die heute so hoch
entwickelten Decorationsmittel, deren sich die Gesammtkeramik, nament-