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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 208)

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störte und die Huldigung verweigerte, bis derselbe endlich von Rudolf 
besiegt in der Schlacht auf dem Marchfelde seinen Tod fand. Auch nach 
dem Tode Ottokars haben sich die Habsburger als das bewährt, wodurch 
sie sich bis zum heutigen Tage ausgezeichnet, nämlich als Schützer de 
Bürgerstandes. ln jüngster Zeit hat Niemand Rudolf von Habsburg besser 
gewürdigt, als der deutsche Geschichtschreiber Wilh. Arnold'). Seine 
bürgerfreundliche Gesinnung ist ein Erbtheil des habsburgischen Ge- 
schlechtes und mit dieser Tugend steht die Kunstpllege in gewissem un- 
trennbaren Zusatnmenhange, da die Kunstlibung ja seit jeher vorn Bürger- 
stande gepflegt wurde und eine Zierde des Bürgers geblieben ist bis auf 
den heutigen Tag. Es ist daher vollständig berechtigt, dass wir den 
27. December 1882 mit besonderer Feier begeben, denn an diesem Tage 
sind es 600 Jahre, dass die Belehnung der beiden Söhne Rudolfs von 
Habsburg, Albrecht und Rudolf, mit Oesterreich stattgefunden hat. Es 
kann nicht meine Aufgabe sein, eingehend zu schildern, wie von Seite 
der Habsburger die Kunst gepflegt und gefördert wurde, dazu fehlt die 
Zeit, aber in großen Umrissen dies anzudeuten, "glaube ich, ist hier der 
rechte Ort. Aber nicht nur jene Habsburger, welche die österreichischen 
Länder regierten, sondern auch jene Fürsten aus dem habsburgischen 
Geschlecht, die außerösterreichische Länder beherrscht haben, waren mäch- 
tige Förderer von Kunst und Wissenschaft, namentlich auch die Regenten 
dieses Stammes in Spanien, Toscana und den Niederlanden. Karl V. und 
seine Nachfolger waren Kunstfreunde ersten Ranges. Philipp IV. hat als 
Maler in der spanischen Malerschule eine hervorragende Stellung einge- 
nommen; Karl V. trat mit den hervorragenden zeitgenössischen Künstlern, 
mit Tizian, in den engsten freundschaftlichen Verkehr. Die glücklichsten 
Stunden des melancholischen Philipp Il. waren diejenigen, in welchen er 
sich seiner Lieblingsbeschäftigung, der Kunst widmen konnte. Erzherzog 
Albrecht und lsabella waren in der Zeit, in welcher Rubens und Teniers 
gelebt haben, eine Stütze der Kunst in den Niederlanden. Der Statthalter 
Erzherzog Leopold in den Niederlanden war der Begründer der Belvedere- 
Galerie. Dass die Beherrscher von Toscana aus dem Habsburger Geschlecht 
als Förderer der Kunst eine ganz hervorragende Stellung eingenommen 
haben, ist zu bekannt, als dass es nöthig 'wäre, hier des weiteren darüber 
zu sprechen. Allen diesen Regenten schwebten die Vorbilder des classi- 
schen Alterthums vor, die sie dem Zeitgeschmacke huldigend in die Reihe 
der Ahnen aufgenommen haben. 
Gehen wir nun über auf die Regenten aus dem Hause Habsburg, 
welche die österreichischen Länder beherrscht haben, so gibt es kaum 
einen unter ihnen, dessen Namen in der Kunstgeschichte nicht mit gol- 
denen Lettern verzeichnet wäre. Wenn die Kunstliebe dieser Herrscher 
') Wilh. Arnold, Studien zur deutschen Culturgeschichte, Stuttgart, Cottn, 1882, 
pag. 233 5.: König Rudolf und die Basler.
	        
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