Milthßilunußn des k. k. llßslßrrßiuh. Museums
KUNST UND INDUSTRIE.
(Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbefr
Am i. eines ieden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Redacteur Eduard Ohmolarz. Expedition von C. Gerold": Sohn.
Man abonnirl im Museum, bei Gerold 6: Comp., durch die Posranslalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
Nr. 209. WIEN, I. FEBRUAR 1883. xvm. Jahrg.
Inhalt: Die Weilmachls-Ausstelluug im Oestcrr. Museum. Von J. Folnesics. - Die historische Bronze-
aussleliung im Oesterr. Museum. Von R. v. E. - hluseumsverein in Angelegenheit der Grün-
dung des Nordböhluiscllen Gewerbemuseums in Reichenberg. - Liternlurbelicht. - Kleinere
blinheilungen.
Die Weihnachts-Ausstellung im Oesterr. Museum.
Ist im Allgemeinen große Vorsicht nöthig, wenn es gilt, aus dem
Ergebnisse von Ausstellungen ein sicheres Urtheil über das industrielle
Leben zu gewinnen, so ist dies bei kleinen localen Ausstellungen, wie es
die Weihnachts-Ausstellungen sind, noch viel mehr der Fall. Was wir
finden ist Stückwerk. Kein Gebiet der Kunstindustrie ist nur annähernd
vollständig vertreten. Den Einen hat Mangel an passenden Objecten, den
Andern Ueberhäufung mit Arbeit, den Dritten Rücksicht für den Detail-
handel am Erscheinen verhindert, der Vierte endlich hätte wohl gerne
ausgestellt, aber die Aufnahmsjury hat ihn nicht zugelassen. Wir finden
fast alle Zweige der Kunstindustrie vertreten, aber jeden nur durch einige
wenige Aussteller. Es lassen sich also gelegentlich der Weihnachts-
Ausstellung} blos Expansion und Intensität der Wirksamkeit unseres In-
stitutes, besondere Verdienste einzelner Aussteller, Wandlungen und Be-
strebungen in künstlerischer Beziehung, nicht aber die Lage der heimat-
lichen Kunstindustrie genau constatiren.
Fassen wir die künstlerische Seite zuerst in's Auge, so lässt sich im
Allgemeinen sagen, dass die Reformhewegung im Kunstgewerbe sich von
Jahr zu Jahr auf weitere Kreise erstreckt und auf vielen Gebieten bereits
an der gewöhnlichen Marktwaare erkennbar wird. Ein wahrhaft gesunder
Entwicklungsgang ist jedoch nicht immer wahrnehmbar. Die einfache
solide Mittelwaare nämlich, also gerade das, wa s d er gebild ete Mittel-
stand braucht, wird häufig übersprungen und die Refonnbewegung
IX. Bd. 1383. 24