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Schülerinnen der Kunststickereischule abgerechnet, fünfzehn neue Namen;
unter den Gold- und Silberarbeitern fünf, den Bronzewaarenfabrikanten
und Schlossern je vier, den Holzgalanteriearbeitern drei, den Porzellan-
und Thonwaarenfabrikanten sieben. Ein besonderes Augenmerk richtete
das Museum heuer auf Herbeiziehung von Ausstellern aus den verschie-
denen Kronländern der Monarchie. lst die Betheiligung derselben noch
immer nicht bedeutend, so hat sie doch im Vergleiche zu früheren Jahren
sehr zugenommen. Wir rechnen hierher natürlich nur jene Aussteller,
welche in Wien keine Niederlage haben. Darnach ergibt sich, dass Böh-
men durch achtzehn, Steiermark durch vier, Oberösterreich und Tirol durch
je drei, Salzburg, Mähren, Krain und Bosnien durch je zwei, Ungarn,
Kärnten und die Stadt Triest durch je einen Aussteller vertreten waren.
Ein vorzügliches Mittel, um mit den kunstgewerblichen Kräften in der
Provinz Fühlung zu bekommen, sind die Staatsgewerbe- und Fachschulen.
Diese sollten künftig nicht allein ihre eigenen Erzeugnisse bei dieser Ge-
legenheit in Wien sehen lassen, sondern auch für die Industrie ihrer
Umgebung geeignete Sammelpunkte bilden, von wo aus die Weihnachts-
Ausstellungen des Museums beschickt werden können. - Die Hauptauf-
gabe des Museums wird übrigens nicht sein, den Umfang der Ausstel-
lungen zu vergrößern. Denn es handelt sich nicht darum, von Jahr zu
Jahr reicher, sondern von Jahr zu Jahr besser auszustellen.
Wien, 18. Jänner 1883. J. Folnesics.
Die historische Bronzeausstellung im Oesterr. Museum.
Die historischen Kunstgewerbe-Ausstellungen, welche das Osterr.
Museum seit einigen Jahren im Sommer veranstaltet, verfolgen den
Zweck, das kunstliebende und das gewerbliche Publicum über die Ent-
wicklung einzelner Zweige der Kunst und Kunsttechnik auf historischer
Grundlage zu orientiren, damit sich der Geschmack der betheiligten Kreise
läutert und das Fachpublicum sich ein selbstständiges Urtheil bilden kann.
Um den Modeströmungen auf dem Gebiete der Kunst und Kunsrindustrie
einigermaßen eine Schranke zu setzen, gibtves wohl kein wirksameres
Mittel, als Kunst und Kunstgewerbe mit den historischen Traditionen,
auf welche keine Kunstlibung verzichten kann, in directe Verbindung zu
setzen und sie auf die unbestreitbaren Vorbilder der Vergangenheit zu
verweisen, wie dies bei den historischen Kunstgewerbe-Ausstellungen des
Museums geschieht. Dass für das heurige Jahr mit Zustimmung des Pro!
tectors, Sr. k. und k. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs
Rainer, die Bronzetechnik vom Curaturium in Aussicht genommen
wurde, wird Niemanden wundern. Gehört die Bronzetechnik doch zu
jenen Kunsttechniken, welche Künstler zu allen Zeiten und bei allen CuItur-