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waren es die Städte Augsburg, Nürnberg und Innsbruck, wo_vorzugs-
weise die Bronzetechnik geübt wurde und der Name Vischer einen guten
Klang hatte. Die höchste Leistung der deutschen Renaissance im Bronze-
guss war das Grabdenkmal Kaiser Maximilians I. in der Hofkirche zu
Innsbruck, über dessen Meister wir noch urkundliche Aufschlüsse erwarten.
Mit dem Beginn der französischen Renaissance tritt auch der französische
Bronzeguss in den Vordergrund, der sich im 17. und 18. Jahrhundert,
wo die Führung des Geschmackes Frankreich zugefallen ist, so großartig
entwickelt hat, dass man, wenn vom Bronzeguss die Rede ist, dabei immer
Paris im Auge behalten muss und zwar nicht blos in Bezug auf die
Leistungen in der monumentalen Kunst, wo uns Falconet ein großes
Werk und auch ein literarisches Denkmal hinterlassen hat, sondern auch
für iene Werke der Kleinkunst, Lampen, Leuchter, Schreibgeräthe, Uhren
und Beschläge aller Art, was alles zumeist mit dem Ausdruck nbronzes
d'art" bezeichnet wird. In Berlin kam in derselben Zeit das große Werk
des Meisters Schlüter, das Denkmal des großen Kurfürsten zu Stande.
In Wien war im verflossenen Jahrhundert speciell der Bleiguss beliebt,
ein Metall, das zwar nicht den monumentalen Charakter wie Bronze be-
sitzt, das aber dennoch seinen eigenthümlichen Reiz hat. In unserer Zeit
aber, wo eine völlige Regeneration der Bronzetechnik im Zuge ist, wird
der Bronzeguss überall geübt und zu vervollkommnen gesucht, und speciell
in Deutschland und Oesterreich hat sich in den letzten Jahren die Bronzea
technik außerordentlich belebt. In Paris gibt es sechs Ateliers, welche im
Stande sind, die größten monumentalen Werke in Bronze auszuführen.
Eine Staats-Erzgießerei besteht in Frankreich nicht. In Deutschland finden
sich in München, in Nürnberg, in Thüringen, in Dresden, Braunschweig
und Berlin Bronzegießer, die monumentale Werke ausführen können.
Der moderne italienische Bronzeguss verwildert unter dem Naturalismus,
der jetzt in Italien herrscht. Es fehlt in dem heutigen Italien ein Führer,
der, wie seinerzeit Canova und Thorwaldsen, den rnanirirten Zug der
Bildhauerei auf die Traditionen der guten Renaissance und der Antike
zurückzuführen irn Stande wäre. In Wien kostete es große Anstrengungen,
um zu den Zeiten Kaiser Franz I. das Denkmal J0sef's II. von Zauner
zu Stande zu bringen. Durch Fernkorn und die Initiative des kaiserlichen
Hofes wurde jedoch in Wien der Bronzeguss neuerdings belebt und
heutigen Tages haben wir hier zwei Privatgießereien, jene von Turbain
und Pönninger, welche jedweder Aufgabe gewachsen sind, welche man
an den Erzguss stellen kann. Bei uns in Oesterreich hat sich durch die
Thätigkeit unserer Industriellen und unserer Künstler auch die Kleinkunst
in Bronze in erfreulicher Weise entwickelt. Die künstlerische Seite unserer
Bronzetechnik hat sich im Auslande einen ehrenvollen Namen erworben;
sie hat den Kampf mit der Concurrenz des Auslandes tnuthvoll unter-
nommen und kann bereits schöne Erfolge aufweisen. Es ist gewiss ein
ehrendes Zeichen für die künstlerische Begabung der österreichischen,