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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVIII (1883 / 209)

Augustin und Scharf. Ersterer ist indess wenigstens bemüht, durch schöne 
Fassung die Aufmerksamkeit der Beschauer zu gewinnen. Ganz apartes 
Interesse erwecken dagegen die Arbeiten von Reitsamer, Rummel und 
Vaugoin. Reitsamer in Salzburg pflegt in seinem bescheidenen Atelier seit 
Jahren das beste Genre des Silberfiligranes. Mit einer Liebe und Hin- 
gebung, wie sie das ruhige Leben einer Provinzialstadt begünstigt, ist 
er stets bemüht, in kleineren und größeren Arbeiten das zierlichste Detail 
zu reizender Gesarnmtwirkung zu vereinigen. Eine hervorragende Leistung 
Reitsamer's ist der ovale Brodknrb und ebenso muss ein aus lebensvoll 
bewegtem Blattwerk gebildeter Rahmen als sehr gelungen bezeichnet 
werden; weniger gilt dies von zwei anderen Rahmen, die sich nicht zu 
ihrem Vortheile von der eigentlichen Filigrantechnik entfernen; durchwegs 
gelungen sind alle kleineren Filigranarbeiten in Reitsarner's Collection. 
Nur schade, dass die Mode gegenwärtig das Silberliligran nicht sehr be- 
günstigt. Als Specialität der Salzburger Kunstindustrie sollte es aber 
wenigstens von den Somrnergästen häufiger aufgesucht werden. R u m mel 
in Prag hat vor wenigen Jahren begonnen, durch geeigneteren Schliff den 
böhmischen Granaten zu veredeln. Eine kleine Collection, zum Theil 
mustergiltig gefassten Granatschmuckes gibt Zeugniss von dem guten Er- 
folge seiner Bestrebungen. Eine kleine Reiterligur des heil. Georg, die 
Nachbildung eines Erzbildes auf dem Hradschin von Clussenbach aus 
Nürnberg (1373) dagegen ist ein Beweis, welch' tüchtige Leistungen auch 
die Ciselirkunst in Prag aufzuweisen hat. August Vaugoin hat heuer 
zum ersten Male im Museum ausgestellt. Ein Trinkhorn, eine Schale mit 
Kanne und eine kleine Uhr, reich mit Emailmalerei verziert, stehen hinter 
den besseren ähnlichen Arbeiten aus dem 17. Jahrhundert nicht zurück 
und verdienen umsomehr Anerkennung, als die Emailrnalerei in Wien 
sehr spärlich vertreten ist. Bei dieser Gelegenheit sei auch gleich anderer 
Emailarbeiten in Limousiner Art gedacht, farbig sowohl, wie en grisaille 
ausgeführt, die Josef Bauer ausgestellt hat. Diese sind in der Wiener 
Kunstindustrie etwas ganz Neues und hat an deren Gelingen die chemische 
Versuchsanstalt des Museums auch einen wesentlichen Antheil, indem so- 
wohl die Emaile an derselben hergestellt, als auch die schwierigen Brände 
durchgeführt wurden, so gebührt dennoch der delicaten und sicheren 
künstlerischen Durchführung derselben volles Lob. 
Noch eines Ausstellers ist in dieser Gruppe speciell zu gedenken, 
eines Mannes, der auf der Triester Ausstellung ermuntert wurde, nach 
Wien in's Museum zu kommen. Es ist dies der Silberarbeiter Mitriöevio 
aus Serajevo. Nebst seinen meist auf sehr gesunden Motiven beruhenden 
Filigranarbeiten hat er auch Goldstickereien, Waffen und Gefäße mit- 
gebracht. Was davon für unsere Industrie von Werth sein kann, hat das 
Museum bereits angekauft. Die rohe, primitive Ausführung dieser von 
türkischen und älteren orientalischen Einflüssen beherrschten Objecte lässt 
aber ein wahres Vergnügen daran nicht aufkommen. Das Beste sind die
	        
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